Die globalen Finanzmärkte navigieren durch stürmische Zeiten, maßgeblich beeinflusst von der politischen Agenda und den wirtschaftlichen Weichenstellungen der US-Regierung unter Präsident Trump. Während neue Zolltarife internationale Lieferketten belasten und die Konjunktur in Asien zu dämpfen drohen, zeigt sich die Wall Street vorerst überraschend robust, getragen von starken Tech-Ergebnissen. Doch was steckt hinter dieser Divergenz und welche Risiken lauern unter der Oberfläche der aktuellen Marktentwicklung?
Handelskonflikte belasten globale Konjunktur
Besonders spürbar sind die Folgen der US-Handelspolitik in exportorientierten Nationen wie Südkorea. Der Einkaufsmanagerindex für das dortige verarbeitende Gewerbe fiel im April auf den tiefsten Stand seit über zweieinhalb Jahren – ein klarer Dämpfer, den Experten bei S&P Global direkt auf die US-Zölle und die daraus resultierende schwächere Nachfrage zurückführen. Auch die Auftragseingänge aus dem Ausland brachen erstmals seit Oktober 2024 ein und sanken so stark wie seit fast zwei Jahren nicht mehr. Die Verunsicherung über die US-Tarifpolitik reicht bis nach Japan, wo die Zentralbank kürzlich ihre Wachstumsprognose senkte. Diese Entwicklung unterstreicht die wachsende Nervosität über die Stabilität globaler Handelsbeziehungen, auch wenn frühere südkoreanische Exportdaten, etwa bei Halbleitern, noch positiver ausgefallen waren.
Tech-Stärke trotzt Konjunktursorgen an der Wall Street
An der Wall Street scheint die Stimmung trotz der globalen Unsicherheiten vorerst positiver. Starke Quartalszahlen von Tech-Giganten wie Microsoft und Meta Platforms beflügelten am Donnerstag (1. Mai) insbesondere den Nasdaq und bescherten dem breiter gefassten S&P 500 die achte Gewinn-Sitzung in Folge – die längste Serie seit August 2024. Analysten sehen darin eine Beruhigung nach den überzogenen Rezessionsängsten, die noch Wochen zuvor nach der Ankündigung der US-Zölle am 2. April die Märkte belastet hatten. Die Gewinne der Technologieunternehmen scheinen die Sorgen über eine sich abschwächende US-Wirtschaft vorerst zu überlagern, obwohl Konjunkturdaten wie der US-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe weiterhin auf eine Kontraktion hindeuten. Selbst Sektoren wie australische Banken, die eigentlich unter Margendruck wegen erwarteter Zinssenkungen und steigender Hypothekenbelastungen stehen, profitierten zwischenzeitlich von einer Flucht in vermeintlich sichere Häfen – eine Reaktion auf die globalen Verwerfungen durch die US-Zölle. Nun blicken Anleger gespannt auf die anstehenden Zahlen von Apple und Amazon.
US-Innenpolitik als zusätzlicher Unsicherheitsfaktor
Neben der Handelspolitik sorgt auch die innenpolitische Agenda der Trump-Regierung für zusätzliche Spannung auf den Märkten. Die für Freitag erwartete Vorlage des Haushaltsentwurfs für das Fiskaljahr 2026 dürfte neue Debatten über Staatsausgaben, die Finanzierung von angestrebten Steuersenkungen und die allgemeine wirtschaftliche Ausrichtung entfachen – gerade angesichts der Sorgen um eine mögliche Konjunkturabkühlung. Gleichzeitig sieht sich die Administration einer Welle von rechtlichen Anfechtungen ihrer Dekrete und Entscheidungen gegenüber. Zahlreiche Fälle sind vor dem Obersten Gerichtshof anhängig, etwa in der Migrationspolitik, bei der Einschränkung der Transgender-Rechte im Militär oder bei der Befugnis zur Entlassung von Beamten unabhängiger Behörden. Auch die Initiative des US-Verbraucherschutzbüros CFPB, gemeinsam mit Industrieverbänden eine Regelung zur Nichtberücksichtigung von Medizinschulden in Kreditauskünften zu kippen, unterstreicht den politischen Wandel und dessen potenzielle Auswirkungen auf Verbraucher und Finanzinstitute.
Ausblick: Zwischen Optimismus und latenten Risiken
Die globalen Finanzmärkte bleiben somit in einem komplexen Spannungsfeld gefangen. Einerseits sorgt die Stärke des US-Technologiesektors für Auftrieb und stützt die Indizes. Andererseits belasten die Unwägbarkeiten der US-Handels- und Fiskalpolitik sowie zahlreiche Rechtsstreitigkeiten die Stimmung und die Realwirtschaft, wie die Daten aus Südkorea eindrücklich zeigen. Die kommenden Wochen dürften entscheidend werden, wenn Details zum US-Haushalt bekannt werden und die Märkte die nächsten Schritte in der Handelspolitik sowie die Urteile der Gerichte verarbeiten müssen. Die Abhängigkeit der globalen Wirtschaft und der Finanzmärkte von den Weichenstellungen in Washington bleibt unverändert hoch und birgt weiterhin erhebliche Risiken.