Die globalen Finanzmärkte starten nervös in die neue Handelswoche, nachdem der frühere US-Präsident und aktuelle Präsidentschaftskandidat Donald Trump am späten Freitagabend überraschend eine drastische Verschärfung seiner Handelspolitik ankündigte. Die Pläne, die Zölle auf importierten Stahl und Aluminium ab Mittwoch dieser Woche auf 50 Prozent zu verdoppeln, senden Schockwellen durch die Märkte und fachen die Unsicherheit über die zukünftige US-Handelspolitik massiv an. Analysten und Anleger fragen sich: Ist dies der Auftakt zu einer neuen Runde im globalen Handelskrieg, und wie tief werden die Einschnitte für die Weltwirtschaft sein? Die Trump-Zölle dominieren die Schlagzeilen und die Strategiebesprechungen an den internationalen Finanzplätzen.
Wall Street im Fadenkreuz: Stahl jubelt, Autos zittern
An der Wall Street zeichnete sich bereits vorbörslich eine gedämpfte Stimmung ab. Die Dow E-minis lagen heute Morgen (02. Juni 2025) 0,24 Prozent im Minus, S&P 500 E-minis verloren 0,31 Prozent und die technologielastigen Nasdaq 100 E-minis gaben sogar 0,45 Prozent nach. "Die Märkte versuchen gerade, die ökonomischen Auswirkungen dieser Stahlzölle zu verarbeiten. Das sorgt für eine Menge Unsicherheit", kommentierte Peter Andersen von Andersen Capital Management die Lage. Die Hauptsorge gilt einer möglichen Eskalation des globalen Handelskonflikts, der die jüngste Erholung an den Märkten zunichtemachen könnte. Erst im Mai hatte der S&P 500 dank einer vorübergehend milderen Handelshaltung Trumps, starker Unternehmensgewinne und eines sich aufhellenden Wirtschaftsbildes seine beste Monatsperformance seit 18 Monaten verzeichnet.
Die direkten Auswirkungen der Zollankündigung zeigten sich sektorspezifisch: Aktien von US-Stahlunternehmen wie Cleveland-Cliffs (+27,1% vorbörslich), Nucor (+11,6%) und Steel Dynamics (+11,4%) schossen in die Höhe. Im Gegenzug gerieten Automobilhersteller unter Druck; Ford-Aktien verloren 0,4 Prozent, General Motors sogar 1,2 Prozent. Auch große Technologiewerte zeigten Schwäche, angeführt von Alphabet mit einem Minus von 2,2 Prozent. Tesla büßte über 1 Prozent ein, nachdem enttäuschende monatliche Verkaufszahlen aus Portugal, Dänemark und Schweden bekannt wurden.
Trotz dieser Unsicherheiten zeigten sich Hedgefonds zuletzt wieder kauffreudig. Laut einem Bericht von Goldman Sachs kauften sie in der vergangenen Woche weltweit Aktien im schnellsten Tempo seit November 2024. Besonders gefragt waren nordamerikanische und europäische Werte, allen voran Technologieunternehmen, die im Zentrum der Entwicklungen rund um künstliche Intelligenz stehen, wie Halbleiterhersteller und Produzenten von Elektroausrüstung. Dies deutet darauf hin, dass einige Investoren die aktuelle Volatilität als Chance begreifen oder langfristig auf die Innovationskraft bestimmter Sektoren setzen.
Der US-IPO-Markt, der sich nach einer Schwächephase im April gerade erst erholt hatte, blickt ebenfalls gespannt auf die weiteren Entwicklungen. Der für diese Woche erwartete Börsengang der Digitalbank Chime, die eine Bewertung von bis zu 9,47 Milliarden US-Dollar anstrebt, gilt als wichtiger Testballon. Es wäre der größte US-Börsengang seit Trumps umfassenden Zollankündigungen. "Das Momentum baut sich nach der zollbedingten Volatilität wieder auf. Investoren wollen jetzt fundamental starke Unternehmen mit attraktiven Bewertungen sehen", so Matt Kennedy von Renaissance Capital.
Globale Echos des Handelsstreits
Die Auswirkungen der angekündigten Trump-Zölle beschränken sich keineswegs auf die USA. Insbesondere Asiens exportorientierte Volkswirtschaften zeigten sich in jüngsten Konjunkturdaten verwundbar. Die Einkaufsmanagerindizes (PMIs) für das verarbeitende Gewerbe signalisierten im Mai Schrumpfung in Japan (49,4), Südkorea (47,7) und auch China, wo die Produktion bereits den zweiten Monat in Folge zurückging. Auch Vietnam, Indonesien und Taiwan meldeten Kontraktionen. Toru Nishihama von Dai-ichi Life Research Institute sieht "kaum Aussicht auf eine baldige Erholung der Produktionsaktivitäten in Asien", da die Region mit hohen "reziproken" Zöllen konfrontiert sei und China aufgrund schwacher Inlandsnachfrage die asiatischen Märkte mit Billigexporten überschwemme.
Kanada konnte im ersten Quartal 2025 zwar ein überraschend starkes Wirtschaftswachstum von 2,2 Prozent auf Jahresbasis vorweisen, das die Prognosen übertraf. Laut Bank of America (BofA) Securities ist dies jedoch maßgeblich auf vorgezogene Exporte (+6,7 Prozent) zurückzuführen, da Unternehmen mögliche US-Zölle antizipierten. Die Inlandsnachfrage und die Unternehmensinvestitionen (-3,0 Prozent) zeigten sich hingegen schwach. BofA erwartet daher, dass die Bank of Canada ihren Leitzins bei der Sitzung am 4. Juni unverändert bei 2,75 Prozent belassen wird, prognostiziert aber Zinssenkungen im weiteren Jahresverlauf auf bis zu 2,00 Prozent.
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In Europa scheint sich die Lage im verarbeitenden Gewerbe leicht zu stabilisieren, auch wenn der HCOB Eurozone Manufacturing PMI im Mai mit 49,4 Punkten weiterhin unter der Wachstumsschwelle von 50 lag. Dies markierte jedoch einen 33-Monats-Höchststand. Während sich Frankreichs PMI mit 49,8 dem Breakeven näherte, blieb Deutschland mit 48,3 das Sorgenkind. "Für die Eurozone als Ganzes sind wir stabil", kommentierte Salomon Fiedler von Berenberg. Ein positiveres Bild zeigte der Kreditmarkt der Eurozone: Laut UBS stieg das Kreditwachstum an den Privatsektor im April im Jahresvergleich um 0,1 Prozentpunkte auf 2,7 Prozent, trotz der Zollbedenken. Die Kreditzinsen für neue Unternehmenskredite fielen sogar um 19 Basispunkte auf 3,93 Prozent. Diese Resilienz könnte ein wichtiger Puffer gegen externe Schocks sein.
Notenbanken im Nebel des Handelskrieges
Die erneute Eskalation im Handelsstreit stellt die globalen Notenbanken vor komplexe Herausforderungen. In den USA richten sich alle Augen auf Äußerungen von Federal Reserve Chair Jerome Powell, der sich im Laufe des Tages auf einer Konferenz äußern wird. Fed-Gouverneur Christopher Waller signalisierte bereits, dass Zinssenkungen im weiteren Jahresverlauf trotz der von der Trump-Administration angedrohten Zölle möglich blieben. Diese könnten zwar kurzfristig den Preisdruck erhöhen, aber die Notenbank scheint bereit, auch konjunkturelle Risiken in ihre Entscheidungen einzubeziehen.
Die Bank of Canada befindet sich, wie oben dargelegt, ebenfalls in einer abwartenden Haltung, beeinflusst durch die unsicheren Handelsbeziehungen mit dem Hauptpartner USA. In Hongkong wiederum erwartet die Bank of America, dass der Hong Kong Interbank Offered Rate (HIBOR) niedrig bleiben und vorerst nicht auf die Marke von 4 Prozent zurückkehren wird. Begründet wird dies mit dem aktuellen Umfeld eines eher schwachen US-Dollars, erwarteten Zinssenkungen der Federal Reserve und robusten Kapitalzuflüssen in den Hongkong-Dollar, gestützt durch das positive Momentum chinesischer Aktien. Dies zeigt, wie regionale Dynamiken die geldpolitischen Bedingungen beeinflussen können, selbst inmitten globaler handelspolitischer Spannungen.
Trumps Agenda: Ein größeres Bild der Unsicherheit?
Die aggressive Zollpolitik ist möglicherweise nur ein Teil einer umfassenderen politischen Strategie Donald Trumps. Seine innenpolitischen Steuerpläne, wie die viel diskutierte Steuerfreiheit für Trinkgelder, zielen zwar auf die Mobilisierung bestimmter Wählersegmente ab. Verschiedene unabhängige Analysen, beispielsweise vom Penn Wharton Budget Model oder dem Congressional Budget Office, kommen jedoch zu dem Schluss, dass diese Maßnahmen Geringverdienern oft nur geringe Vorteile bringen oder sie sogar netto belasten könnten, während Gutverdiener überproportional profitieren. Laut Yale Budget Lab würden 37 Prozent der Trinkgeldempfänger aufgrund ihres ohnehin geringen Einkommens nicht einmal von der Steuerbefreiung profitieren. Solche fiskalpolitischen Manöver, gepaart mit geplanten Kürzungen bei Sozialprogrammen und einer steigenden Staatsverschuldung – das aktuelle Gesetzespaket würde die Schulden laut CBO um weitere 3,8 Billionen US-Dollar erhöhen – könnten die wirtschaftliche Unsicherheit in den USA weiter schüren und die Verlässlichkeit als globaler Partner infrage stellen.
Ausblick: Nervosität bleibt an der Tagesordnung
Die kommenden Tage und Wochen werden entscheidend sein, um die Tragweite der jüngsten handelspolitischen Ankündigungen besser einschätzen zu können. Wichtige US-Wirtschaftsdaten stehen diese Woche an, darunter der S&P Global U.S. Manufacturing PMI, der ISM Manufacturing Activity Index und am Freitag der vielbeachtete Arbeitsmarktbericht (Nonfarm Payrolls). Diese Daten werden Aufschluss darüber geben, wie robust die US-Wirtschaft angesichts der neuen Unsicherheiten tatsächlich ist.
Die Finanzmärkte bleiben im Klammergriff der Trump-Zölle und der damit verbundenen politischen Unwägbarkeiten. Die Anleger müssen sich auf eine fortgesetzte Phase erhöhter Volatilität einstellen. Die große Frage, die über allem schwebt: Handelt es sich bei den jüngsten Drohgebärden um taktische Manöver im Vorfeld der US-Wahlen oder um den Beginn einer langfristigen strategischen Neuausrichtung der US-Handelspolitik mit potenziell disruptiven Folgen für die globale Wirtschaftsordnung? Die Antwort darauf wird die Märkte noch lange beschäftigen und dürfte maßgeblich von den Reaktionen der internationalen Partner und den weiteren Schritten aus Washington abhängen.
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