Trumps Handelspolitik erschüttert Nordamerika: Rezessionsrisiken steigen

Die unberechenbare Handelsstrategie der USA erhöht Konjunktursorgen in der Region, erschwert unternehmerische Planungen und führt zu schwankenden Marktreaktionen weltweit.

Kurz zusammengefasst:
  • Wachsende Rezessionsgefahr in Nordamerika
  • Unvorhersehbare Zollaussetzungen verunsichern Märkte
  • Investitionszurückhaltung bei Unternehmen sichtbar
  • Weltweite Auswirkungen auf Handelsgefüge

Die chaotische Umsetzung der US-Zollpolitik unter Präsident Donald Trump sorgt für wachsende wirtschaftliche Unsicherheit in Nordamerika und darüber hinaus. Laut aktuellen Reuters-Umfragen unter Ökonomen steigen die Rezessionsrisiken für die USA, Kanada und Mexiko erheblich, während Unternehmen mit unvorhersehbaren Handelsbarrieren kämpfen. Die weltgrößte Volkswirtschaft zeigt zwar weiterhin Widerstandsfähigkeit auf dem Arbeitsmarkt, doch die Auswirkungen der neuen Handelspolitik werfen bereits Schatten auf die Konjunkturaussichten.

USA: Arbeitsmarkt robust, aber Unsicherheit wächst

Die jüngsten Arbeitsmarktdaten aus den USA zeigen ein gemischtes Bild. Im Februar wurden 151.000 neue Stellen geschaffen – etwas weniger als die von Ökonomen prognostizierten 160.000, aber mehr als die nach unten korrigierten 125.000 vom Januar. Die Arbeitslosenquote stieg leicht auf 4,1 Prozent. Diese Entwicklung deutet auf eine grundsätzlich stabile Beschäftigungslage hin, doch unter der Oberfläche zeigen sich beunruhigende Signale.

„Es gab einen schockierend großen Anstieg bei der Zahl der Menschen, die aus wirtschaftlichen Gründen in Teilzeit arbeiten, sowie eine starke Zunahme von Personen mit mehreren Jobs“, kommentierte Brian Jacobsen, Chefökonom bei Annex Wealth Management. Diese Entwicklung könnte auf zunehmenden wirtschaftlichen Druck auf Arbeitnehmer hindeuten.

Die Federal Reserve steht nun vor einem schwierigen Balanceakt. Während die Märkte für 2025 noch immer mit drei Zinssenkungen rechnen, haben viele Analysten ihre Erwartungen zurückgeschraubt. Mehr als die Hälfte der von Reuters befragten Ökonomen (56 von 102) gehen davon aus, dass der Leitzins bis Mitte 2025 unverändert bei 4,25% bis 4,50% bleiben wird.

Handelspolitische Turbulenzen zwischen den USA und ihren Nachbarn

Besonders die Beziehungen zu den direkten Nachbarn Mexiko und Kanada stehen unter enormem Druck. Trumps Ankündigung von 25-prozentigen Zöllen auf Importe aus diesen Ländern – die nun zum zweiten Mal innerhalb von sechs Wochen vorübergehend ausgesetzt wurden – hat für erhebliche Verunsicherung gesorgt. Die Zollausnahmen gelten nun bis zum 2. April, doch die kurzfristigen Ankündigungen und Rücknahmen machen langfristige Planungen nahezu unmöglich.

Die mexikanische Wirtschaftsministerin Marcelo Ebrard kündigte an, in der kommenden Woche Gespräche mit US-Handelsvertretern zu führen, um über die Zölle auf Stahl und Aluminium zu verhandeln. „Mexiko importiert mehr aus den USA als die USA aus Mexiko,“ betonte Ebrard. „Wir führen diese Diskussionen, weil es keine Rechtfertigung für Zölle auf Aluminium und Stahl gibt.“

Der Internationale Währungsfonds warnte am Donnerstag, dass anhaltende US-Zölle erhebliche negative Auswirkungen auf Mexiko und Kanada haben würden. „Selbst wenn diese Zölle zurückgenommen werden, gibt es bereits reale spürbare Auswirkungen“, erklärte Claire Fan, Ökonomin bei RBC in Toronto. „Es sieht nicht so aus, als würde diese Volatilität in absehbarer Zeit verschwinden, und das ist offensichtlich nicht gesund für die Stimmung.“

Wachsende globale Handelsspannungen

Die Handelsspannungen beschränken sich nicht auf Nordamerika. Trump hat auch Indien ins Visier genommen und fordert einen Abbau der hohen indischen Zölle. US-Handelsminister Howard Lutnick drängte Indien dazu, seine Zollschranken für die USA zu senken, da Washington „etwas Großes“ in einem bilateralen Handelsabkommen anstrebe.

„Wir möchten uns auf bilaterale Gespräche zwischen Indien und den Vereinigten Staaten konzentrieren, um die Zollniveaus Indiens zu senken, die einige seiner Bereiche schützen“, sagte Lutnick. Für sensible Sektoren wie die Landwirtschaft, die Indien lange zum Schutz seiner Kleinbauern abgeschirmt hat, könnte laut Lutnick ein Abkommen mit bestimmten Quoten und Grenzen ausgearbeitet werden – doch Indien müsse den Sektor öffnen.

Bei einem Treffen zwischen Trump und dem indischen Premierminister Narendra Modi im vergangenen Monat vereinbarten beide Länder, Zollstreitigkeiten beizulegen und bis Herbst 2025 am ersten Teil eines Abkommens zu arbeiten. Das Ziel: ein bilaterales Handelsvolumen von 500 Milliarden Dollar bis 2030.

Unternehmen im Ungewissen

Die unberechenbare Handelspolitik stellt US-Unternehmen vor enorme Herausforderungen. Will Paulette, der in Richmond, Virginia, ein Apartmentbauprojekt leitet, berichtet von zunehmender Zurückhaltung bei Investoren und Banken. Subunternehmer seien immer weniger bereit, Preise für oft importierte Waren wie Trockenbauwände zu garantieren, die typischerweise jetzt bestellt, aber erst Monate später geliefert würden – wenn die angedrohten Zölle von bis zu 25% auf Herkunftsländer wie Mexiko und Kanada möglicherweise bereits in Kraft sind.

„Wir versuchen, organisatorisch nicht überzureagieren… Am nächsten Tag könnte sich das alles ändern“, sagte Paulette. „Wir kalkulieren gerade Projekte… und unser Gespräch mit Eigentümern wäre: Ich glaube nicht, dass Sie wollen, dass wir das Worst-Case-Szenario einpreisen, denn wenn wir das täten, hätte das ziemlich große Kostenauswirkungen, die das Projekt unmöglich machen würden.“

Für Bauunternehmer wie Paulette geht es nicht nur darum, dass Zölle ihre Fähigkeit zur Kalkulation von Angeboten beeinträchtigen würden. Es geht auch um den möglichen Verlust wichtiger Teile der Bauarbeiterschaft, abhängig davon, wie weit und tief das Durchgreifen der Regierung gegen Einwanderung reicht.

Deutschland plant Fiskalreform unter dem Schatten der US-Politik

Die Auswirkungen von Trumps Handelspolitik reichen weit über Nordamerika hinaus. In Deutschland haben der designierte Kanzler Friedrich Merz und die Sozialdemokraten (SPD) Pläne zur Aufnahme neuer Schulden und zur Abschaffung restriktiver Kreditaufnahmeregeln vorgelegt – eine grundlegende Änderung der Fiskalpolitik.

Das hektische Bemühen um neue Fiskalregeln, noch bevor eine neue Regierung überhaupt im Amt ist, ist die jüngste Folge von Donald Trumps turbulenten ersten Wochen im Weißen Haus. Diese haben Befürchtungen geweckt, dass die jahrzehntelange Rolle der USA als Garant für Europas Sicherheit zu Ende gehen könnte.

Doch die Pläne stoßen auf Hindernisse. Die rechtspopulistische Alternative für Deutschland (AfD) hat angekündigt, beim Bundesverfassungsgericht eine Klage gegen die Pläne zur Aufnahme neuer Schulden über einen Sonderfonds einzureichen. „Der alte Bundestag ist bestenfalls legitimiert, in Notfällen zu handeln, aber nicht, grundlegende Weichenstellungen für die Zukunft vorzunehmen“, wurde der AfD-Politiker Stephan Brandner zitiert.

Finanzielle Auswirkungen und Ausblick

Die wirtschaftlichen Folgen der US-Handelspolitik zeigen sich bereits an den Finanzmärkten. Der US-Benchmark S&P 500 Index hat alle Gewinne seit Trumps Wahl im November wieder abgegeben. Fast 70% der Ökonomen haben ihre Inflationsprognose für 2025 für die weltgrößte Volkswirtschaft angehoben, und fast 85% der Befragten sehen ein erhöhtes Risiko für höhere Preise in den USA.

In Kasachstan hat die Zentralbank den Leitzins überraschend um 125 Basispunkte auf 16,50% erhöht – ein Zeichen dafür, dass die globalen wirtschaftlichen Unsicherheiten auch Schwellenländer zu vorsichtigeren geldpolitischen Entscheidungen zwingen.

Der wachsende Protektionismus der USA könnte somit eine neue Ära globaler wirtschaftlicher Unsicherheit einläuten. Während Trump seine „America First“-Agenda vorantreibt, müssen sich Unternehmen und Regierungen weltweit auf anhaltende Volatilität und möglicherweise tiefgreifende Veränderungen in den globalen Handelsbeziehungen einstellen. Die kommenden Monate werden zeigen, ob die nordamerikanischen Volkswirtschaften ihre Widerstandsfähigkeit bewahren können oder ob die düsteren Rezessionsprognosen Wirklichkeit werden.

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  • Mein Name ist Felix Baarz, und ich blicke auf über fünfzehn Jahre Erfahrung als Wirtschaftsjournalist zurück. Seit jeher faszinieren mich die Mechanismen und Dynamiken der globalen Finanzmärkte sowie die komplexen wirtschaftspolitischen Zusammenhänge, die unsere Welt formen. Mit dieser Leidenschaft habe ich mir einen Namen als Experte für internationale Finanzmärkte gemacht und widme mich mit großem Engagement der Aufgabe, auch die komplexesten Themen verständlich und greifbar für meine Leser aufzubereiten.

    Meine Wurzeln liegen in Köln, wo ich geboren und aufgewachsen bin. Schon früh weckte meine Neugier für wirtschaftliche Themen und internationale Entwicklungen mein Interesse an Journalismus. Nach meinem Studium begann ich meine Karriere als Wirtschaftsredakteur bei einer angesehenen deutschen Fachpublikation. Hier legte ich den Grundstein für meine berufliche Laufbahn, doch meine Neugier zog mich schon bald in die weite Welt hinaus.

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