Liebe Leserinnen und Leser,
stellen Sie sich vor, Sie spielen Poker und Ihr Gegner kündigt seit Monaten die ultimative Hand an. Doch als der Moment der Wahrheit naht, schiebt er nervös seine Chips hin und her. Genau das erleben wir gerade mit Donald Trumps Zollpolitik. Morgen sollen die berüchtigten "Briefe" verschickt werden, doch die Märkte gähnen nur müde. Der DAX notiert stabil, der Euro stark bei 1,17 Dollar. Haben die Anleger Trumps Bluff durchschaut oder unterschätzen sie die Gefahr? Heute werfe ich einen Blick hinter die Kulissen dieser erstaunlichen Gelassenheit.
Der große Zoll-Anticlimaz?
"Zeit ist Geld", mahnt ein deutscher Regierungssprecher nach Beratungen zwischen Merz, von der Leyen und den Führungen Frankreichs sowie Italiens. Man wolle sich "noch 24 oder 48 Stunden Zeit geben". Die Nervosität in Berlin ist spürbar, während Washington munter Briefe vorbereitet – angeblich ein Dutzend, wie Trump ankündigte.
Was mich stutzig macht: Treasury Secretary Scott Bessent klingt plötzlich zahm. Die Briefe seien keine Ultimaten, nur freundliche Einladungen zum Handel. "Danke, dass Sie mit Amerika handeln wollen, hier ist Ihr Tarif – es sei denn, Sie möchten verhandeln." Das klingt weniger nach Handelskrieg und mehr nach Basar. Kein Wunder, dass Bessents Postfach überquillt vor neuen Angeboten verzweifelter Handelspartner.
Die Märkte interpretieren diese Signale als Schwäche. Der Dollar-Index erlebt sein schlechtestes erstes Halbjahr seit 1973 – ein beispielloser Vertrauensverlust. Während Trump mit 70-Prozent-Zöllen droht, preisen die Devisenmärkte eher ein Nicht-Ereignis ein. Zu Recht?
BRICS wehrt sich: "Wir sind nicht anti-amerikanisch!"
Besonders pikant: Trumps Drohung mit zusätzlichen 10 Prozent Strafzöllen für BRICS-Staaten kam just zum Gipfel der Schwellenländer-Allianz in Rio. Die Reaktionen? Ein diplomatisches Kopfschütteln. China mahnt, Zölle seien "kein Werkzeug für Zwang und Druck". Südafrika beteuert, man sei "nicht anti-amerikanisch". Selbst Russland beharrt darauf, die Kooperation richte sich "niemals gegen Drittstaaten".
Was hier abläuft, ist faszinierend: Trump versucht, die BRICS-Staaten auseinanderzudividieren. Doch statt Panik sehe ich koordinierte Gelassenheit. Indonesiens Wirtschaftsminister reist seelenruhig zu Zollgesprächen nach Washington, während er gleichzeitig am BRICS-Gipfel teilnimmt. Die Schwellenländer haben gelernt, mit Trumps Drohgebärden umzugehen.
Für uns Europäer ist das eine Lektion: Gemeinsam sind wir stärker. Die EU sollte sich ein Beispiel nehmen und geschlossen auftreten. Einzelverhandlungen à la Vietnam (20 Prozent Zölle akzeptiert!) sind Gift für unsere Verhandlungsposition.
Tech-Sektor: Zwischen Rekorden und Regulierung
Während die Zoll-Saga alle in Atem hält, schreibt die Tech-Branche still und leise Geschichte. Strategy (ehemals MicroStrategy) sitzt auf einem Bitcoin-Schatz von 597.325 BTC – Marktwert: schwindelerregende 64 Milliarden Dollar. Die Firma mutiert zum Krypto-Hedgefonds mit Börsennotierung.
Die Kehrseite dieser Euphorie zeigt sich bei BioMatrix: 5 Millionen verifizierte Nutzer klingen beeindruckend, doch die Gesichtserkennung als Zugangshürde? In Europa undenkbar. Während wir über DSGVO debattieren, entstehen in Asien dystopische Datenimperien. Als Anleger müssen wir uns fragen: Wollen wir davon profitieren?
Besonders spannend finde ich die zunehmende Integration von KI in traditionelle Geschäftsmodelle. Shell warnt vor schwächerem Q2-Trading, Hexatronic bricht um 27 Prozent ein. Die Old Economy strauchelt, während Tech-Giganten von Rekord zu Rekord eilen. Diese Zweiteilung wird sich verschärfen.
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Märkte im Wartemodus: Die Ruhe vor dem Sturm?
Die Futures deuten auf einen schwachen Wochenstart hin. Dow minus 0,18 Prozent, S&P 500 minus 0,45 Prozent. Bescheiden, aber bemerkenswert nach den Rekorden der Vorwoche. Tesla verliert vorbörslich über 6 Prozent – Musks politische Ambitionen verunsichern die Anleger.
Was mich nachdenklich stimmt: Die Fed-Minutes am Mittwoch könnten zur Zündflasche werden. Die Märkte preisen eine Zinssenkung im Juli aus, September steht bei mageren 66 Prozent Wahrscheinlichkeit. Sollte die Fed hawkisher klingen als erwartet, könnte das Kartenhaus schnell zusammenfallen.
Amazon verlängert derweil seine Prime Days auf vier Tage – ein Zeichen von Stärke oder Verzweiflung? Der Konkurrenzdruck durch TikTok Shop und Co. ist real. Die goldenen Jahre des E-Commerce-Monopols sind vorbei.
Geopolitik brodelt: Netanyahu bei Trump
Die dritte Begegnung zwischen Netanyahu und Trump binnen kurzer Zeit – das riecht nach Deal-Making. Trump träumt von einem Gaza-Waffenstillstand "während der Woche". Optimismus in allen Ehren, aber die Realität vor Ort spricht eine andere Sprache.
Was das für uns bedeutet: Ruhe im Nahen Osten würde die Ölpreise drücken. OPEC+ erhöht bereits die Förderung um 548.000 Barrel täglich. Ein Friedensabkommen könnte die Preise unter 60 Dollar drücken – gut für Verbraucher, Gift für Energieaktien.
Mein Fazit: Vorsichtige Zuversicht
Liebe Leserinnen und Leser, die Märkte spielen ein gefährliches Spiel. Sie wetten darauf, dass Trump mehr bellt als beißt. Bisher hatten sie damit recht. Doch Selbstgefälligkeit ist der Feind des Anlegers.
Meine Einschätzung: Die Zoll-Deadline wird glimpflicher verlaufen als befürchtet. Zu viele Akteure haben zu viel zu verlieren. Trump braucht Erfolge, nicht Chaos. Europa dürfte mit einem blauen Auge davonkommen – vorerst.
Trotzdem rate ich zur Vorsicht. Der Dollar-Verfall signalisiert tieferliegende Probleme. Die US-Schuldenorgie (3,4 Billionen Dollar Neuschulden!) wird irgendwann Konsequenzen haben. Setzen Sie auf Qualität statt Quantität, Europa statt USA, Substanz statt Hype.
Eine Frage beschäftigt mich besonders: Wenn selbst 70-Prozent-Zolldrohungen niemanden mehr schrecken – was muss passieren, damit die Märkte aufwachen? Die Geschichte lehrt uns: Übermut kommt vor dem Fall. Bleiben Sie wachsam!
Mit einem Augenzwinkern gen Washington und herzlichen Grüßen,
Ihr Eduard Altmann
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