Liebe Leserinnen und Leser,
der heutige Freitag hat es in sich und fühlt sich an wie ein Weckruf der besonders lauten Sorte! Kaum hatte man den ersten Kaffee in der Hand, da explodierte auch schon die Nachrichtenbombe aus Washington: Präsident Trump empfiehlt mal eben pauschale 50-Prozent-Zölle auf alle EU-Importe ab dem 1. Juni. Paukenschlag! Die Märkte, ohnehin schon nervös nach einer Woche voller fiskalpolitischer Debatten und der Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit durch Moody’s, reagierten prompt und heftig. Man reibt sich verwundert die Augen und fragt sich: Ist das noch harte Verhandlungstaktik oder schon der Beginn eines ausgewachsenen Handelskrieges, der uns alle teuer zu stehen kommen könnte? Eines ist klar: Die Unberechenbarkeit, die wir schon aus Trumps früherer Amtszeit kennen, ist zurück – und sie diktiert die Schlagzeilen und die Kurse.
Die Zoll-Keule: Eskalation oder teures Theaterstück?
Was steckt hinter dieser neuesten Volte aus dem Weißen Haus? Offiziell geht es darum, das massive US-Handelsdefizit mit der EU – immerhin fast 200 Milliarden Euro im letzten Jahr – zu reduzieren. Washington fordert nicht nur, dass die EU einseitig ihre Zölle senkt, sondern auch, dass sie US-amerikanische Lebensmittelstandards übernimmt und auf nationale Digitalsteuern verzichtet. Harter Tobak. Die Europäische Union zeigt sich gesprächsbereit, bietet Nullzölle auf Industriegüter an und stellt sogar in Aussicht, mehr US-amerikanisches Flüssiggas und Sojabohnen zu kaufen. Doch das scheint Washington nicht zu reichen. Für Anfang Juni ist ein Treffen der Handelsbeauftragten Maroš Šefčovič (EU) und Jamieson Greer (USA) in Paris geplant, doch die Erwartungen sind nach Trumps jüngster Drohung gedämpft.
Während der polnische Handelsminister Michal Baranowski die 50%-Drohung als reine Verhandlungstaktik herunterspielt ("Manche verhandeln hinter verschlossenen Türen, andere mehr vor Kameras"), sehen Ökonomen wie Holger Schmieding von Berenberg darin eine "große Eskalation der Handelsspannungen". Und als wäre das nicht genug, droht Trump auch Apple mit 25% Strafzöllen auf iPhones, die nicht in den USA gefertigt werden. Das Muster ist klar: Maximaler Druck, maximale Unvorhersehbarkeit. Man kann nur hoffen, dass am Ende die Vernunft siegt und es nicht zu einem gegenseitigen Hochschaukeln der Zölle kommt, das vor allem exportorientierte Nationen wie Deutschland empfindlich treffen würde.
Märkte im Würgegriff: Nervosität und die Suche nach sicheren Häfen
Die Reaktion an den Finanzmärkten ließ nicht lange auf sich warten. Die europäischen Aktienmärkte, allen voran der DAX, zeigten sich tiefrot. Auch die US-Futures deuteten auf einen schwachen Start an der Wall Street hin. Der Dollar geriet unter Druck, während der Euro einen Teil seiner jüngsten Gewinne wieder abgeben musste. An den Anleihemärkten hingegen war eine Flucht in Sicherheit zu beobachten: Die Renditen für deutsche und US-Staatsanleihen sanken deutlich. Haben wir es hier mit der Rückkehr der "Bond Vigilantes" zu tun, jener Anleiheinvestoren, die Regierungen mit steigenden Zinsen für eine unsolide Haushaltspolitik abstrafen? Die schwache Nachfrage bei jüngsten US-Anleiheauktionen und Trumps schuldenfinanzierte Steuerpläne könnten darauf hindeuten, dass die Geduld der Investoren strapaziert ist.
Auch der Ölpreis geriet ins Rutschen. Die Sorge, dass ein ausgewachsener Handelskrieg die globale Konjunktur abwürgen und damit die Ölnachfrage dämpfen könnte, überwog offenbar die latenten geopolitischen Risiken. Selbst die Nachrichten, dass die OPEC+ kommende Woche möglicherweise eine weitere Fördererhöhung beschließt, taten ihr Übriges.
Und Bitcoin? Die Kryptowährung korrigierte zwar nach ihrem jüngsten Rekordhoch bei rund 112.000 Dollar etwas, hält sich aber wacker über der Marke von 100.000 Dollar. Die Hoffnung auf eine freundlichere Regulierung in den USA und die generelle Suche nach Alternativen in unsicheren Zeiten scheinen den Kurs weiterhin zu stützen. Spannend fand ich in diesem Kontext die Meldung, dass große US-Banken nun offenbar selbst über einen gemeinsamen Stablecoin nachdenken und die Kryptobörse Kraken tokenisierte US-Aktien für internationale Anleger anbietet. Die Digitalisierung der Finanzwelt schreitet voran, politische Verwerfungen hin oder her.
Trumps Agenda: Ein Mann, viele Fronten
Der Handelsstreit ist jedoch nur eine Facette der aktuellen Trump-Administration, die für permanente Unruhe sorgt. Es ist ein ganzes Bündel an Maßnahmen und Ankündigungen, das die Märkte und die internationale Gemeinschaft in Atem hält:
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- Der Kampf gegen die Eliten und die Abschottung: Die Klage der renommierten Harvard Universität gegen die Trump-Regierung, weil diese der Uni die Fähigkeit entzogen hat, ausländische Studierende neu einzuschreiben, ist mehr als nur ein juristisches Scharmützel. Sie ist symptomatisch für einen Kulturkampf und eine Politik, die auf Abschottung statt auf internationalen Austausch setzt. Die Begründung des Weißen Hauses, Harvard fördere Gewalt, Antisemitismus und koordiniere sich mit der Kommunistischen Partei Chinas, wirkt dabei, gelinde gesagt, abenteuerlich.
- Musk und die "Regierungseffizienz": Dass Elon Musks sogenanntes "Department of Government Efficiency" (DOGE) nun seine KI "Grok" einsetzt, um Regierungsdaten zu analysieren, wirft massive Fragen zu potenziellen Interessenskonflikten und dem Schutz sensibler Informationen auf. Wenn private Firmeninteressen und staatliches Handeln derart vermischt werden, ist das mindestens bedenklich.
- Kontrollwahn und Leaks: Berichte, wonach die Trump-Regierung selbst kleinste Informationslecks mit großem Aufwand und sogar Lügendetektoren verfolgt, zeichnen das Bild einer Administration, die maximale Kontrolle anstrebt und wenig von Transparenz hält.
- Geopolitische "Deals": Fast beiläufig verkündete Trump heute einen "großen Gefangenenaustausch" zwischen Russland und der Ukraine. Details sind noch rar, aber es passt ins Bild des Präsidenten, der gerne persönlich diplomatische Erfolge präsentiert, deren Substanz sich oft erst später zeigt. Auch die Atomgespräche mit dem Iran, die heute in Rom unter omanischer Vermittlung fortgesetzt werden, bleiben ein Drahtseilakt mit ungewissem Ausgang.
All diese Vorgänge zeigen: Trumps Politik ist disruptiv, oft erratisch und konfrontativ. Dies schafft ein Umfeld permanenter Unsicherheit, das Gift für langfristige Investitionsentscheidungen und stabile Wirtschaftsbeziehungen ist.
Mein Fazit: Augen auf und durch – aber mit kühlem Kopf!
Liebe Leserinnen und Leser, die kommenden Wochen werden zweifellos turbulent bleiben. Die Verhandlungen zwischen der EU und den USA in Paris werden zeigen, ob eine weitere Eskalation im Handelsstreit abgewendet werden kann oder ob wir uns auf noch härtere Zeiten einstellen müssen. Die Finanzmärkte werden jedenfalls weiterhin im Bann der Politik stehen, und die Volatilität dürfte uns erhalten bleiben.
Für uns als Anleger bedeutet dies einmal mehr, die Nerven zu bewahren, nicht in Panik zu verfallen, aber gleichzeitig die Risiken im Portfolio sorgfältig zu managen. Eine breite Diversifizierung, auch über Anlageklassen und Regionen hinweg, ist in solchen Zeiten Gold wert. Vielleicht werfen Sie ja auch mal einen Blick auf die Schwellenländer-Aktienfonds, die laut aktuellen Daten dieses Jahr eine beachtliche Performance hingelegt haben – möglicherweise eine interessante Beimischung inmitten der Turbulenzen in den etablierten Märkten?
Die EZB-Vertreter wie Philip Lane oder Yannis Stournaras versuchen zwar, mit Blick auf die nachlassende Dienstleistungsinflation Zuversicht zu verbreiten und deuten für Juni eine weitere mögliche Zinssenkung an. Doch die Schatten eines globalen Handelskrieges könnten solche positiven Entwicklungen schnell zunichtemachen.
Bleiben Sie wachsam, informieren Sie sich breit und treffen Sie Ihre Entscheidungen mit Bedacht. Wie gehen Sie persönlich mit dieser von politischen Unwägbarkeiten geprägten Marktphase um? Welche Strategien verfolgen Sie?
Ein hoffentlich etwas ruhigeres Wochenende und Zeit zum Durchatmen wünscht Ihnen,
Ihr Eduard Altmann
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