Guten Tag aus Frankfurt,
39 Prozent – diese Zahl brennt sich heute in die Köpfe Schweizer Unternehmer ein. Mit diesem Wucher-Zoll belegt Donald Trump ab sofort Schweizer Exporte in die USA. Während in Zürich die Panik ausbricht und Bern hastig nach Lösungen sucht, zeigen sich die Finanzmärkte erstaunlich gelassen. Was steckt dahinter?
Heute werfen wir einen Blick auf die neue Zollrealität in Europa, das überraschende Putin-Trump-Gipfeltreffen und die gemischten Signale von den Quartalszahlen. Spoiler: Es wird spannend.
Der Schweizer Schock: Wenn Neutralität nicht mehr schützt
Die Alpennation erlebt ihr blaues Wunder. 39 Prozent Strafzoll – das ist nicht nur eine Zahl, sondern ein Frontalangriff auf die Schweizer Exportwirtschaft. Betroffen sind Luxusuhren von Rolex und Patek Philippe, Schokolade, Käse und andere Schweizer Spezialitäten. Die Pharmaexporte im Wert von 35 Milliarden Dollar bleiben vorerst verschont – noch.
Was besonders schmerzt: Die Schweiz hatte 2024 fast alle eigenen Importzölle abgeschafft und den US-Produkten freien Zugang gewährt. Trump interessiert das nicht. Sein Fokus liegt auf dem Schweizer Handelsüberschuss von 48 Milliarden Dollar.
Die Reaktion der Märkte überrascht: Der Swiss Market Index legte um 0,8 Prozent zu, der Franken festigte sich sogar. IG-Broker Chris Beauchamp bringt es auf den Punkt: "Das Fehlen jeder Dramatik deutet auf die Hoffnung hin, dass in den kommenden Wochen noch ein Deal möglich ist."
Doch die Realität in der Wirtschaft sieht anders aus. Jean-Philippe Kohl von Swissmem spricht Klartext: "Das Horror-Szenario wird Realität. Wir befürchten, dass dies das Ende unseres Exportgeschäfts in die USA bedeutet." Die Ökonomen rechnen mit einem BIP-Verlust von bis zu 0,6 Prozent – die Schweiz steuert auf Stagnation zu.
Putin und Trump: Das Treffen, das niemand kommen sah
Während Europa noch mit den Zöllen ringt, bahnt sich eine geopolitische Sensation an: Wladimir Putin und Donald Trump werden sich "in den kommenden Tagen" treffen, verkündete der Kreml. Es wäre das erste Gipfeltreffen seit 2021 – und könnte den Ukraine-Krieg beenden.
Die Märkte reagierten euphorisch:
- Der russische MOEX-Index schoss um 5 Prozent nach oben
- Der Rubel erreichte ein Zwei-Wochen-Hoch
- Energieaktien legten weltweit zu
Pro-Kreml-Blogger Juri Podolyaka jubelt über Putins "meisterhafte diplomatische Partie". Tatsächlich scheint Trump in Zugzwang: Sein Ultimatum für ein Kriegsende läuft morgen aus. Neue Sanktionen gegen Russland und dessen Handelspartner drohen.
Besonders brisant: Trump hat bereits einen 25-Prozent-Zoll auf indische Waren verhängt – als Strafe für fortgesetzte russische Ölkäufe. China könnte als nächstes dran sein. Indien reagierte trotzig: Man halte an der "strategischen Partnerschaft" mit Russland fest.
Wolodymyr Selenskyj fordert derweil eine zentrale europäische Rolle bei allen Friedensverhandlungen: "Der Krieg findet in Europa statt, und die Ukraine ist ein integraler Teil Europas." Die Sorge in Kiew ist groß, dass Trump und Putin einen Deal über Europas Kopf hinweg aushandeln könnten.
Quartalszahlen: Wenn Gewinne nicht mehr begeistern
Die US-Berichtssaison zeigt ein paradoxes Bild: Viele Unternehmen übertreffen die Erwartungen – und werden trotzdem abgestraft.
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Parker-Hannifin lieferte ein Bilderbuch-Quartal ab:
- Gewinn je Aktie: 7,15 Dollar (erwartet: 7,11)
- Umsatz übertroffen
- Ausblick angehoben
Dennoch: Der Markt gähnt. Die Aktie bewegte sich kaum. Ähnlich bei UWM Holdings: Trotz massiver Gewinnüberraschung (0,16 Dollar statt erwarteter 0,06) und Umsatzsprung auf 759 Millionen Dollar fiel die Aktie um 50 Prozent im Jahresvergleich.
Die Erklärung? Investoren schauen längst über die Quartalszahlen hinaus. Die Unsicherheit über Trumps Handelspolitik, mögliche Konjunkturabkühlung und geopolitische Spannungen überlagern selbst starke Fundamentaldaten. "Der Markt preist bereits eine schwierigere Zukunft ein", analysiert ein New Yorker Portfoliomanager.
Einziger Lichtblick: Cerence, der KI-Spezialist für Sprachsteuerung, überraschte mit einem bereinigten Verlust von nur 6 Cent (erwartet: -13 Cent). Die Aktie sprang um 11 Prozent. CEO Brian Krzanich triumphiert: "Unsere KI-Plattform revolutioniert, wie Menschen mit Technik interagieren."
Die stille Revolution bei den Privatanlegern
Während institutionelle Investoren nervös werden, zeigt eine Goldman Sachs-Umfrage einen bemerkenswerten Trend: Große Anleger wenden sich von Private Credit und passiven Aktien ab – und entdecken Hedgefonds neu.
Die Zahlen sprechen Bände:
- 27% wollen passive Aktieninvestments reduzieren (Vorjahr: 19%)
- Nur noch 31% planen neue Private-Credit-Investments (Vorjahr: 41%)
- Hedgefonds erleben eine Renaissance: 37% wollen aufstocken
"Die Anleger spüren, dass wir in eine neue Ära eintreten", erklärt Geoff Yu von BNY. "Passive Strategien funktionieren nicht mehr, wenn Zölle die Märkte durcheinanderwirbeln." Private Credit, jahrelang der Liebling der Investoren, leidet unter mangelnder Transparenz. Ein Investor, der 2 Billionen Dollar verwaltet, wird deutlich: "Wenn ich die Bewertungen nicht nachvollziehen kann, bin ich raus."
Blick nach vorn: Eine Welt im Umbruch
Die kommende Woche wird zeigen, ob Trumps Zoll-Poker aufgeht. Am Montag könnten weitere Länder auf seiner Straf-Liste landen. Das Putin-Trump-Treffen könnte schon nächste Woche stattfinden – mit unabsehbaren Folgen für Europa.
Für Anleger bedeutet das: Die Zeit der einfachen Gewinne ist vorbei. Wer jetzt erfolgreich sein will, braucht aktivere Strategien und bessere Nerven. Die Schweizer Unternehmen kämpfen derweil ums Überleben. "Wir werden nicht aufgeben", verspricht ein Uhrenmanager aus dem Jura. "Innovation war schon immer unsere Stärke."
Die große Frage bleibt: Erleben wir gerade nur eine vorübergehende Disruption – oder den Beginn einer neuen Welthandelsordnung? Die Antwort darauf werden die nächsten Wochen liefern.
Bleiben Sie wachsam – und skeptisch gegenüber einfachen Lösungen.
Ihr Eduard Altmann
P.S.: Am Dienstag veröffentlicht die EZB neue Inflationsdaten. Nach den Turbulenzen dieser Woche dürften sie besondere Beachtung finden. Rechnen Sie mit Überraschungen.
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