US-Politik: Globale Zerreißprobe!

Handelskonflikte und US-Schuldenpolitik belasten die Finanzmärkte, während die deutsche Wirtschaft im Strudel der globalen Unsicherheit schwankt.

Kurz zusammengefasst:
  • Entspannungssignale im Handelsstreit, doch Risiko bleibt
  • US-Schulden steigen durch geplante Steuersenkungen stark an
  • Deutsche Wirtschaft stagniert trotz Steuereinnahmenplus
  • Bitcoin erreicht Rekordhoch als Flucht vor Unsicherheit

Die globalen Finanzmärkte erleben turbulente Zeiten, und im Zentrum des Sturms steht einmal mehr die US-Wirtschaftspolitik. Ein gefährlicher Cocktail aus schwelenden Handelskonflikten und einer potenziell explodierenden Staatsverschuldung sorgt für erhebliche Unsicherheit und stellt Anleger weltweit vor eine Zerreißprobe. Während an einigen Fronten Entspannungssignale gesendet werden, braut sich an anderer Stelle neues Ungemach zusammen. Doch was bedeutet dieses komplexe Gemengelage konkret, und welche Dominosteine könnten als Nächstes fallen?

Handelskonflikte: Trügerischer Friede oder echte Entspannung?

Die Märkte atmeten zuletzt leicht auf, als Signale aus Washington auf eine gewisse Deeskalation im globalen Handelsstreit hindeuteten. Bundesbankpräsident Joachim Nagel berichtete erst am Mittwoch (21. Mai 2025) vom G7-Finanzministertreffen in Kanada von Fortschritten in den Zollgesprächen mit den Vereinigten Staaten. "Mein Eindruck hier ist, dass wir beginnen, uns in bestimmten Fragen anzunähern, uns besser zu verstehen", so Nagel gegenüber dem ARD-Fernsehen. Er zeigte sich "etwas zuversichtlicher" als noch vor wenigen Tagen und betonte, dass auf beiden Seiten die Erkenntnis wachse, dass Handelskonflikte keine Gewinner kennen. Auch US-Finanzminister Scott Bessent habe sich konstruktiv gezeigt.

Doch ist diese Entspannung von Dauer oder lediglich die Ruhe vor dem nächsten Sturm? Analysten von JPMorgan warnen eindringlich davor, den Handelskonflikt als beendet zu betrachten. "Der Handelskrieg ist nicht vorbei und kann sich leicht wieder verschärfen", heißt es in einer aktuellen Analyse. Zwar habe die Aussetzung der härtesten "Liberation Day"-Zölle durch Präsident Trump das unmittelbare Risiko einer globalen Rezession gemindert – JPMorgan senkte seine US-Rezessionswahrscheinlichkeit von 60 % auf immer noch erhöhte 40 %. Doch die Atempause könne trügerisch sein. Die Frist für die 90-tägige Aussetzung läuft am 8. Juli ab, und abseits von China und dem Vereinigten Königreich seien kaum nachhaltige Abkommen erzielt worden.

Besonders die Verhandlungen mit wichtigen Partnern wie der Europäischen Union, Kanada und Japan gestalten sich weiterhin zäh. Die EU drängt auf eine vollständige Aufhebung der Zölle, während die USA Berichten zufolge auf einer Mindestrate von 10 % und möglichen sektoralen Erhöhungen bestehen – eine Position, die die EU kaum ohne Gegenmaßnahmen akzeptieren dürfte. "Ein Wiederaufflammen von sektor- und länderspezifischen Zöllen würde die USA wahrscheinlich wieder an den Rand einer Rezession bringen", warnen die JPMorgan-Experten. Die Unsicherheit über die Handelspolitik bleibe somit ein erheblicher Bremsklotz für das globale Wachstum, wobei der Internationale Währungsfonds schätzt, dass diese Unsicherheit den direkten Zollschock für das US-BIP in etwa verdoppelt.

Amerikas Schuldenbombe: Trumps teure Steuergeschenke

Parallel zu den handelspolitischen Verwerfungen sorgt die Innenpolitik der USA für massive Nervosität an den Finanzmärkten. Präsident Trumps Pläne für eine Neuauflage und Ausweitung seiner Steuersenkungen von 2017 drohen, die ohnehin schon gigantische US-Staatsverschuldung weiter in die Höhe zu treiben. Das überparteiliche Congressional Budget Office (CBO) schätzt, dass das Gesetzespaket die Schulden der USA, die bereits bei 36,2 Billionen US-Dollar liegen, in den nächsten zehn Jahren um weitere 3,8 Billionen US-Dollar erhöhen könnte. Andere unabhängige Analysten gehen sogar von zusätzlichen Schulden in Höhe von 2 bis 5 Billionen US-Dollar aus.

Diese Zahlen sind alarmierend und haben bereits Konsequenzen nach sich gezogen. Die Ratingagentur Moody’s entzog der US-Regierung erst vergangene Woche ihre Spitzenbonitätsnote, was die Sorgen um die Schuldentragfähigkeit weiter anheizte. Die Reaktion an den Märkten ließ nicht lange auf sich warten: Am Mittwoch (21. Mai 2025) gaben die US-Aktienmärkte deutlich nach, während die Renditen für US-Staatsanleihen stiegen. Der Dow Jones Industrial Average fiel um 1,66 %, der S&P 500 verlor 1,29 % und der Nasdaq Composite gab um 1,03 % nach. Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen kletterte zeitweise auf den höchsten Stand seit Mitte Februar. "Es gibt eine Reihe von Schlagzeilen, die alle Konsequenzen haben, wenn sie denn eintreten", kommentierte Michael Farr von Farr, Miller & Washington.

Innerhalb der Republikanischen Partei wird erbittert um das Gesetz gerungen. Hardliner zeigten sich besorgt, dass die vorgeschlagenen Steuersenkungen nicht ausreichend durch Ausgabenkürzungen gegenfinanziert werden. Präsident Trump selbst musste am Dienstag auf dem Capitol Hill für sein "großes, schönes Gesetz" werben, konnte aber offenbar nicht alle Skeptiker überzeugen. Besonders umstritten sind Kürzungen bei Gesundheits- und Lebensmittelhilfen für Geringverdiener sowie die Streichung von Programmen für grüne Energie, während gleichzeitig Milliarden für die Grenzsicherung vorgesehen sind. Die Demokraten kritisieren das Vorhaben scharf als einseitige Begünstigung von Wohlhabenden auf Kosten von Sozialprogrammen. "Wir werden die Amerikaner bitten, Steuersenkungen für Milliardäre über die Staatsverschuldung zu finanzieren – auf der Kreditkarte", beklagte die demokratische Abgeordnete Gwen Moore. Die Verabschiedung des Gesetzes, das auch eine Anhebung der Schuldengrenze um 4 Billionen US-Dollar beinhaltet, ist angesichts der knappen Mehrheit der Republikaner im Repräsentantenhaus und des Widerstands in den eigenen Reihen alles andere als sicher.

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Deutsche Wirtschaft im Sog globaler Turbulenzen

Die globalen Verwerfungen gehen auch an der deutschen Wirtschaft nicht spurlos vorbei. Zwar meldete das Bundesfinanzministerium am Donnerstag (22. Mai 2025) für April einen Anstieg der Steuereinnahmen von Bund und Ländern um beachtliche 10,2 % im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 64,08 Milliarden Euro. Dieser Zuwachs sei jedoch maßgeblich auf einen Einmaleffekt bei den Ländersteuern zurückzuführen. Für den Zeitraum Januar bis April stiegen die Einnahmen um 9,7 % auf 286,34 Milliarden Euro.

Doch die Aussichten sind getrübt. Europas größte Volkswirtschaft, die bereits 2024 zum zweiten Mal in Folge geschrumpft war, kämpft weiterhin mit Stagnation. Signifikante Impulse zur Steigerung der Steuereinnahmen seien vorerst nicht zu erwarten, so der Monatsbericht des Finanzministeriums, auch wenn sowohl Industrieproduktion als auch Exporte zuletzt leichte Zuwächse verzeichneten. Die Unsicherheit im Zusammenhang mit internationalen Handelskonflikten, insbesondere den drohenden US-Zöllen, dürfte die exportorientierte deutsche Wirtschaft empfindlich treffen. Die USA waren 2024 Deutschlands größter Handelspartner.

Steuerexperten hatten erst letzte Woche ihre Prognosen nach unten korrigiert und erwarten nun aufgrund der Konjunkturabschwächung und geplanter Steuererleichterungen Mindereinnahmen von 81,2 Milliarden Euro zwischen 2025 und 2029 im Vergleich zur Oktoberschätzung. Für 2025 wird nun mit Gesamteinnahmen von 893,3 Milliarden Euro gerechnet, ein Plus von 3,7 % gegenüber dem Vorjahr. Bundesbankpräsident Nagel bestätigte, die Prognose der Wirtschaftsweisen, die für dieses Jahr eine Stagnation erwarten, sei angesichts der Unsicherheit durch die Zölle keine Überraschung. Er äußerte jedoch die Hoffnung auf ein stärkeres Wachstum von 1 % oder mehr im Jahr 2026, abhängig von der Umsetzung geplanter fiskalischer Maßnahmen durch die Regierung. Kein Wunder also, dass Anleger nervös reagieren und sich fragen, wie stark die deutsche Wirtschaft in den Strudel der US-Politik geraten könnte.

Globale Beben und die Suche nach Stabilität

Die Verunsicherung an den Märkten treibt mitunter seltsame Blüten. So erreichte der Bitcoin am Mittwoch ein neues Rekordhoch und übertraf seinen bisherigen Höchststand vom Januar. Beobachter werten dies teils als Flucht in alternative Anlageklassen angesichts der Instabilität traditioneller Märkte. Ob dies der Beginn einer nachhaltigen Rallye oder nur ein spekulatives Strohfeuer ist, bleibt abzuwarten.

Für zusätzliche Irritation sorgte Präsident Trump selbst mit einer überraschenden Äußerung zu den von seiner eigenen Regierung vorgenommenen Kürzungen bei der US-Behörde für internationale Entwicklung (USAID). Als er am Mittwoch auf die drastischen Einschnitte angesprochen wurde, die erhebliche Auswirkungen insbesondere in Afrika haben, bezeichnete Trump diese als "verheerend". Gleichzeitig forderte er andere Nationen auf, ebenfalls mehr Geld für internationale Hilfe aufzuwenden. Diese widersprüchlichen Signale unterstreichen die Unberechenbarkeit der aktuellen US-Administration und tragen kaum zur Beruhigung der globalen Partner bei.

Die kommenden Wochen und Monate dürften also extrem spannend und von hoher Volatilität geprägt bleiben. Die Verflechtung von Handelspolitik, nationaler Fiskalpolitik in den USA und den globalen Marktreaktionen ist eng. Jede Bewegung in Washington, sei es bei den Zöllen oder den Steuerplänen, hat das Potenzial, Schockwellen um den Globus zu senden. Für Anleger bedeutet dies, die Entwicklungen wachsam zu verfolgen und sich auf anhaltende Unsicherheit einzustellen. Die Frage, ob Vernunft und Kooperation oder nationale Egoismen und Eskalation die Oberhand gewinnen, wird die Richtung der Märkte maßgeblich bestimmen.

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