US-Politik: Märkte im Griff?

Trumps kontroverse Politik und die Reaktion der Fed dominieren die Finanzmärkte, während Handelskonflikte und Inflationsängste Anleger verunsichern.

Kurz zusammengefasst:
  • Trump provoziert mit 'Golden Dome'-Plan und DOGE-Kontroverse
  • Handelskonflikte und Zölle belasten globale Märkte
  • Fed warnt vor Inflationsrisiken durch politische Unsicherheit
  • Dollar zeigt Stärke trotz langfristiger Bedenken

Die globalen Finanzmärkte blicken gebannt auf die USA, wo die aktuelle US-Politik tiefgreifende Verwerfungen auslöst und erhebliche Unsicherheit schürt. Von kontroversen Präsidentschaftsvorschlägen über juristische Auseinandersetzungen um neu geschaffene Superbehörden bis hin zu warnenden Tönen der Notenbank – die Gemengelage an diesem Mittwoch, dem 28. Mai 2025, ist komplex. Stehen wir vor einer Phase erhöhter Volatilität, getrieben von politischen Unwägbarkeiten und deren wirtschaftlichen Konsequenzen für Anleger weltweit?

Trumps Visionen: Zwischen "Golden Dome" und DOGE-Kontroverse

Die Agenda von US-Präsident Donald Trump sorgt weiterhin für Schlagzeilen und Nervosität. Jüngstes Beispiel ist sein Vorschlag an Kanada, sich am Raketenabwehrsystem "Golden Dome" zu beteiligen. Die Kosten hierfür: 61 Milliarden US-Dollar. Es sei denn, Kanada entscheide sich, der 51. Bundesstaat der USA zu werden – dann wäre die Teilnahme kostenlos, wie Trump am Dienstag via Truth.social verlauten ließ. Diese Äußerung, die Kanadas Premierminister Mark Carney umgehend mit einem Verweis auf die nationale Souveränität konterte, ist symptomatisch für einen Politikstil, der auf Provokation und unkonventionelle Angebote setzt. Das "Golden Dome"-Projekt selbst, mit geschätzten Kosten von 175 Milliarden Dollar, soll die USA vor Bedrohungen wie Interkontinentalraketen schützen und noch vor Ende von Trumps Amtszeit fertiggestellt werden.

Parallel dazu sorgt im Inland das von Trump per Exekutiverlass geschaffene "Department of Government Efficiency" (DOGE) für erheblichen Wirbel. Ein Bundesgericht erlaubte am Dienstag einer Klage von 14 US-Bundesstaaten gegen die Behörde und ihren umstrittenen Leiter, Tesla-CEO Elon Musk, stattzugeben. Der Vorwurf: Musk agiere als "Special Government Employee" de facto wie ein nicht autorisierter Minister und verfüge über weitreichende Befugnisse zur Kürzung von Bundesausgaben, zur Auflösung von Behörden und zur Kündigung von Verträgen – alles ohne parlamentarische Zustimmung und somit potenziell verfassungswidrig. Richterin Tanya S. Chutkan sah die Klage als plausibel an, da Musks Aktivitäten "von keinem Gesetz autorisiert" seien. Die Klage gegen Trump selbst wurde jedoch abgewiesen. Seit Trumps Rückkehr ins Amt im Januar hat DOGE bereits Tausende Stellen gestrichen und Programme eingestellt, was zu rund 20 Klagen mit unterschiedlichem Ausgang führte.

Globale Handelslandschaft: Protektionismus trifft auf Verhandlungen

Die aggressive Rhetorik Trumps in Verteidigungsfragen spiegelt sich auch in der Handelspolitik wider, die die internationalen Beziehungen belastet. Zwar hat Trump seine Drohung, ab nächsten Monat 50-prozentige Zölle auf EU-Importe zu erheben, am Sonntag vorerst fallen gelassen, was kurzfristig für Erleichterung an den Märkten sorgte. Dennoch bereitet sich Brüssel intensiv auf neue Handelsgespräche mit Washington vor und hat führende EU-Unternehmen gebeten, ihre US-Investitionspläne offenzulegen. Die Sorge bleibt, dass Zölle das Wachstum dämpfen und die Inflation wieder anheizen könnten.

Gleichzeitig steht die Überprüfung des trilateralen Handelsabkommens zwischen den USA, Kanada und Mexiko (USMCA/CUSMA) bevor. Mexikos Wirtschaftsminister Marcelo Ebrard kündigte am Dienstag an, dass der formale Prozess voraussichtlich Ende September oder Anfang Oktober beginnen werde. Diese Verhandlungen werden genau beobachtet, da sie Aufschluss über die zukünftige Ausrichtung der nordamerikanischen Handelsbeziehungen unter der aktuellen US-Regierung geben dürften.

US-Politik und Inflationsangst: Die Federal Reserve am Scheideweg

Diese Gemengelage aus innenpolitischen Machtkämpfen, aggressiver Außen- und Handelspolitik und deren potenziellen Auswirkungen auf die Staatsfinanzen und die Inflation ruft die US-Notenbank Federal Reserve auf den Plan. New Yorker Fed-Präsident John Williams betonte erst kürzlich in Tokio die Notwendigkeit für Zentralbanken, "relativ stark zu reagieren", wenn die Inflation von ihren Zielwerten abweiche. Angesichts der hohen Unsicherheit, etwa durch US-Zölle, müsse man Schritte vermeiden, bei denen die "Kosten eines Fehlers die Vorteile bei weitem überwiegen". Eine dauerhaft hohe Inflation und eine Entankerung der Inflationserwartungen seien unbedingt zu verhindern.

Sein Kollege, Minneapolis Fed-Präsident Neel Kashkari, mahnte ebenfalls am Dienstag, die Zinsen stabil zu halten, bis mehr Klarheit über die Inflationsauswirkungen höherer Zölle herrsche. Man dürfe die Effekte solcher Angebotsschocks nicht einfach "durchschauen". Die Finanzmärkte warten daher gespannt auf die heutigen Veröffentlichungen: Um 14:00 Uhr ET werden die Protokolle der letzten FOMC-Sitzung erwartet, die tiefere Einblicke in die geldpolitische Haltung geben könnten. Zudem stehen heute weitere Reden von Fed-Mitgliedern wie Williams und Barkin auf dem Programm. Bereits gestern Abend und in den frühen Morgenstunden äußerten sich die FOMC-Mitglieder Waller und Kashkari. Am Freitag folgen dann die wichtigen PCE-Inflationsdaten für April, der bevorzugte Inflationsindikator der Fed.

Die Notwendigkeit einer wachsamen Geldpolitik wird auch durch die US-Haushaltslage unterstrichen. Ein aktuell im Kongress debattiertes Ausgaben- und Steuergesetz dürfte die Staatsverschuldung um Billionen Dollar erhöhen. Während FHN Financial-Chefökonom Chris Low darin zwar eine Reduktion des Defizits relativ zum BIP sieht, bemängeln konservative Kommentatoren, dass die von DOGE angestrebten Kürzungen nicht ausreichend berücksichtigt seien, während linke Kritiker die Einschnitte bei Sozialausgaben beanstanden.

Währungsturbulenzen: Dollarstärke mit Fragezeichen

Die angespannte politische und wirtschaftliche Lage spiegelt sich deutlich an den Devisenmärkten wider. Der US-Dollar zeigte sich am Dienstag zunächst fester, gestützt durch überraschend gute Daten zum US-Konsumvertrauen im Mai. Gegenüber dem japanischen Yen legte der Greenback um 1% auf 144,28 zu. Der Yen geriet unter Druck, nachdem das japanische Finanzministerium Berichten zufolge Marktteilnehmer zur Emission neuer Staatsanleihen befragt hatte und über eine Reduzierung der Ausgabe von Super-Langläufern nachdenkt. Dies folgt auf einen jüngsten Renditeanstieg bei diesen Papieren aufgrund schwindender Nachfrage.

Auch gegenüber dem Euro und dem Schweizer Franken konnte der Dollar zulegen. Der Euro fiel um 0,46% auf 1,1335 Dollar, zusätzlich belastet durch Daten, die auf den niedrigsten Stand der französischen Inflation seit Dezember 2020 im Mai hindeuteten. Der Dollar stieg um 0,77% auf 0,827 Schweizer Franken. Die Schweizerische Nationalbank sieht laut ihrem Vorsitzenden Martin Schlegel zwar die Möglichkeit einer negativen Inflation in den kommenden Monaten, dies müsse aber nicht zwangsläufig eine Reaktion der SNB auslösen.

Trotz der aktuellen Stärke sehen einige Strategen wie Eric Theoret von Scotiabank den Dollar mittel- bis langfristig eher schwächer, insbesondere aufgrund der protektionistischeren US-Handelspolitik. EZB-Präsidentin Christine Lagarde äußerte am Montag, der Euro könne eine Alternative zum Dollar werden, wenn die Regierungen die Finanz- und Sicherheitsarchitektur des Euroraums stärkten.

Die kommenden Tage, insbesondere mit den heutigen FOMC-Protokollen und den Inflationsdaten am Freitag, dürften weitere Impulse für die Märkte liefern. Die Verflechtung von aggressiver US-Politik, fiskalischen Herausforderungen und der Reaktion der Geldpolitik bleibt der entscheidende Faktor, der die Richtung an den globalen Finanzmärkten maßgeblich bestimmen wird. Investoren müssen sich auf eine weiterhin von Unsicherheit und potenziellen Überraschungen geprägte Zeit einstellen.

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