Die aggressive Handelspolitik der Trump-Regierung sendet Schockwellen durch die Weltwirtschaft. Während Washington durch Finanzminister Scott Bessent Fortschritte in den Gesprächen mit China andeutet, spüren Unternehmen und Verbraucher von Dublin bis Kuala Lumpur bereits die Folgen der US-Zölle. Steuert die Welt auf eine Eskalation im schwelenden Handelskrieg zu, oder gibt es inmitten widersprüchlicher Signale doch noch Hoffnung auf Entspannung? Die Unsicherheit belastet Märkte und Konjunkturaussichten weltweit.
Europas Wirtschaft spürt den Druck
Besonders in exportorientierten Volkswirtschaften wie Irland sind die Auswirkungen der US-Handelspolitik spürbar. Das Wachstum im irischen Dienstleistungssektor verlangsamte sich im April auf den niedrigsten Stand seit über einem Jahr, wie der AIB Global S&P Purchasing Managers‘ Index (PMI) mit einem Wert von 52,8 zeigte (nach 55,3 im März). Zwar liegt der Index weiterhin über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten, doch die Sorgen vor US-Zöllen drücken auf die Stimmung. Die Geschäftserwartungen fielen auf den schwächsten Wert seit viereinhalb Jahren.
Parallel dazu ist das irische Verbrauchervertrauen im April den zweiten Monat in Folge drastisch eingebrochen und erreichte den tiefsten Stand seit zwei Jahren. Der Irish Credit Union Consumer Sentiment Index fiel auf 58,7 Punkte, nach 67,5 im März und 74,8 im Februar – bevor Präsident Trump die Zolldrohungen verschärfte. Studien des irischen Finanzministeriums warnen, dass Irland überproportional von US-Zöllen gegen die EU betroffen sein könnte, was das Wirtschaftswachstum bis 2032 um bis zu 1,8 % schmälern könnte. Trotz robuster Beschäftigungszahlen im Dienstleistungssektor wächst die Furcht vor den Folgen des Handelskrieges.
Zinsentscheidungen im Schatten der US-Politik
Die globalen Handelsspannungen beeinflussen auch die Geldpolitik weltweit. Malaysias Zentralbank (BNM) wird ihren Leitzins am 8. Mai voraussichtlich bei 3,00 % belassen, wo er seit Mai 2023 steht. Eine Reuters-Umfrage unter Ökonomen deutet jedoch darauf hin, dass im letzten Quartal 2025 eine Zinssenkung um 25 Basispunkte auf 2,75 % erfolgen könnte. Grund dafür sind das sich verlangsamende Wirtschaftswachstum (4,4 % im Q1) und die niedrige Inflation (1,4 % im März) vor dem Hintergrund der zunehmenden Handelsspannungen, insbesondere durch die US-Politik. Während sich einige Analysten noch uneins sind, erwartet nun mehr als die Hälfte mindestens eine Zinssenkung in diesem Jahr – eine Abkehr von der früheren Annahme stabiler Zinsen bis 2025.
Auch in Mexiko bleiben die Handelskonflikte nicht ohne Folgen. Zwar stieg die jährliche Inflationsrate im April voraussichtlich leicht auf 3,90 % (von 3,80 % im März) und die Kerninflation auf 3,92% (von 3,64 %), doch beide Werte bewegen sich noch innerhalb des Zielkorridors der Zentralbank Banxico (3 % +/- 1 Prozentpunkt). Dies stützt die Erwartung, dass die Bank ihren Zinssenkungszyklus fortsetzen könnte, nachdem sie den Leitzins im März bereits auf 9 % gesenkt hatte. Obwohl das Mandat von Banxico primär auf Preisstabilität abzielt, könnten die schwachen Wirtschaftsaussichten, genährt durch globale Handelsunsicherheiten, die Notenbanker zu weiterer Lockerung bewegen. Private Analysten haben ihre Wachstumsprognose für Mexiko für dieses Jahr bereits drastisch auf nur noch 0,20 % gesenkt.
Handelskrieg USA-China: Hoffnung oder Hinhaltetaktik?
Im Zentrum der globalen Unsicherheit steht der Handelskonflikt zwischen den USA und China. US-Finanzminister Scott Bessent äußerte sich am Montag gegenüber CNBC optimistisch und erwartet "substanzielle Fortschritte" in den Gesprächen in den kommenden Wochen. Er bezeichnete die von Präsident Trump verhängten Zölle von 145 % auf chinesische Waren (worauf China mit 125 % reagierte) als "nicht nachhaltig" und gleichbedeutend mit einem Embargo. Bessent betonte jedoch auch die vermeintliche Stärke der USA als "Defizitland" gegenüber China als "Überschussland".
Gleichzeitig bleibt unklar, ob tatsächlich aktive Verhandlungen stattfinden. Während Trump behauptet, Gespräche liefen, bestreitet China dies und fordert eine Senkung der US-Zölle als Vorbedingung. Zwar signalisierte Peking vergangene Woche eine gewisse Offenheit, nachdem US-Beamte angeblich Kontakt aufgenommen hätten, doch konkrete Schritte sind nicht bekannt. Trump wiederum behauptete zuletzt, China wolle "dringend einen Deal", ohne dies zu belegen. Diese widersprüchlichen Signale schüren die Nervosität an den Märkten weiter.
Dollar unter Druck: Zölle belasten Leitwährung
Die Unsicherheit über die US-Handelspolitik und die Zukunft der Zölle belastet zunehmend den US-Dollar. Am Montag schwächte sich der Greenback gegenüber wichtigen Währungen wie dem japanischen Yen (auf 143,885 JPY) und dem Schweizer Franken (auf 0,82255 CHF) ab. Auch gegenüber asiatischen Währungen geriet der Dollar unter Druck: Gegenüber dem Taiwan-Dollar erreichte er ein Rekordtief, und der Australische Dollar stieg auf den höchsten Stand seit Dezember letzten Jahres.
Marktstrategen führen die Dollar-Schwäche teils auf die Auflösung großer, ungesicherter Positionen zurück, ausgelöst durch Spekulationen über neue US-Zölle, möglicherweise auf Halbleiter, sowie Gerüchte, dass Währungsaufwertungen Teil bilateraler Handelsabkommen sein könnten. Die anhaltende Rhetorik von Präsident Trump, der Zölle verteidigt und gleichzeitig die Federal Reserve kritisiert, trägt zur allgemeinen Marktverunsicherung bei. Zwar wird allgemein erwartet, dass die Fed ihren Leitzins am Mittwoch unverändert lässt, doch die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung im Juni ist laut Marktdaten auf nur noch 37 % gesunken.
USA blockieren globale Finanzreformen
Die handelspolitische Konfrontation spiegelt sich auch in der Haltung der USA zu globaler Finanzkooperation wider. Ein internes UN-Dokument zur Vorbereitung der 4. Internationalen Konferenz zur Entwicklungsfinanzierung (FFD4) im Juni in Sevilla zeigt, dass die Trump-Regierung versucht, eine globale Vereinbarung zur Unterstützung von Entwicklungsländern abzuschwächen.
Laut dem von Reuters eingesehenen Dokument lehnt die US-Regierung Entwürfe für Reformen des globalen Finanzsystems ab, die sich mit Themen wie Steuergerechtigkeit, Kreditratings und dem Abbau von Subventionen für fossile Brennstoffe befassen. Washington fordert zudem die Streichung von Begriffen wie "Klima", "Geschlechtergleichheit" und "Nachhaltigkeit". Die USA widersetzen sich unter anderem einem Aufruf zur Prüfung "globaler Solidaritätsabgaben" auf umweltschädliche Aktivitäten oder extreme Vermögen, einer Reform des Kreditrating-Systems zugunsten ärmerer Länder und der Forderung nach einem Ausstieg aus ineffizienten Subventionen für fossile Energieträger. Diese Haltung steht im Einklang mit der "America First"-Agenda und erschwert internationale Bemühungen zur Bewältigung globaler Krisen wie dem Klimawandel und der Entwicklungsfinanzierung.
Die kommenden Wochen dürften entscheidend dafür sein, ob die Hoffnung auf Entspannung im Handelskrieg berechtigt ist oder ob die globale Wirtschaft weiter unter der Last der Unsicherheit und der US-Zölle ächzen muss. Die Signale aus Washington bleiben widersprüchlich, während die Welt den Atem anhält und die wirtschaftlichen Folgen immer deutlicher werden.