Die globalen Finanzmärkte stehen am heutigen Mittwoch, dem 21. Mai 2025, unter Hochspannung. Im Zentrum der Verunsicherung: die aggressive US-Fiskalpolitik unter Präsident Donald Trump, dessen Pläne für massive Steuersenkungen die Sorge vor einer explodierenden Staatsverschuldung nähren und bereits deutliche Spuren an den Aktienmärkten und Anleihemärkten hinterlassen. Während Washington über ein billionenschweres Paket debattiert, fragen sich Investoren weltweit, ob dies der Beginn einer neuen Schuldenkrise ist oder lediglich eine temporäre Marktvolatilität.
US-Aktienmärkte beenden Gewinnsträhnen
Die Nervosität war an der Wall Street am gestrigen Dienstag deutlich zu spüren. Nach zuletzt starken Handelstagen mussten die Leitindizes Federn lassen. Der S&P 500 beendete eine sechstägige Gewinnserie und schloss mit einem Minus von 0,39% bei 5.940,46 Punkten. Ähnlich erging es dem Dow Jones Industrial Average, der nach drei Gewinntagen in Folge um 0,27% auf 42.677,24 Punkte nachgab, sowie dem Nasdaq Composite, der seine zweitägige Aufwärtsbewegung mit einem Verlust von 0,38% auf 19.142,71 Zähler beendete.
Haupttreiber dieser Entwicklung waren steigende Renditen bei US-Staatsanleihen. Die Rendite der richtungsweisenden zehnjährigen US-Staatsanleihen kletterte auf rund 4,48%. Diese Bewegung spiegelt die wachsende Besorgnis der Anleger über die finanzielle Stabilität der USA wider. Präsident Trump warb zuletzt auf dem Capitol Hill bei republikanischen Gesetzgebern intensiv für sein umfassendes Steuersenkungsgesetz. Analysten schätzen, dass dieses Paket die bereits bestehende Staatsverschuldung von 36,2 Billionen US-Dollar um weitere drei bis fünf Billionen US-Dollar erhöhen könnte.
"Es ist ein wenig eine Ausrede, um nach der jüngsten Rallye den Pause-Knopf zu drücken und eine Marktkonsolidierung zu sehen", kommentierte Garrett Melson, Portfoliostratege bei Natixis Investment Managers in Boston. Rick Meckler, Partner bei Cherry Lane Investments, ergänzte, dass die "Unsicherheit bezüglich des republikanischen Gesetzesentwurfs Anleger dazu veranlasst, vorsichtiger zu agieren und jüngste Gewinne möglicherweise zu realisieren." Die Verunsicherung zeigte sich auch sektorenübergreifend: Acht der elf S&P 500-Sektoren verzeichneten Verluste, angeführt von Energie-, Kommunikationsdienstleistungs- und zyklischen Konsumwerten, während Versorger, Gesundheitswerte und Basiskonsumgüter zulegen konnten. Selbst positiv aufgenommene Unternehmensnachrichten, wie die übertroffenen Umsatzerwartungen von Home Depot, konnten deren Aktie nicht im Plus halten, was die angespannte Grundstimmung unterstreicht.
Die tickende Schuldenbombe: US-Defizit im Fokus
Die Pläne der Trump-Administration haben die Diskussion um die Tragfähigkeit der US-Staatsfinanzen neu entfacht. Die Aussicht auf eine weitere massive Ausweitung des Haushaltsdefizits hat renommierte Ratingagenturen auf den Plan gerufen. Moody’s, Fitch und S&P Global Ratings haben die Kreditwürdigkeit der USA bereits herabgestuft und explizit auf das besorgniserregende Schuldenprofil des Landes verwiesen. Die Debatte im Kongress über das Steuersenkungspaket, das unter anderem eine Verlängerung der Steuersenkungen aus Trumps erster Amtszeit vorsieht, gestaltet sich schwierig, da auch innerhalb der republikanischen Partei einige Abgeordnete zögern.
Dieser fiskalische Kurs findet international Beachtung und teils auch Nachahmer in anderer Form. So hat Neuseelands konservative Koalitionsregierung bei der erwarteten Vorstellung ihres Haushalts am Donnerstag ebenfalls einen strikten Sparkurs angekündigt, der bereits zu tausenden Entlassungen im öffentlichen Sektor und einer wirtschaftlichen Abkühlung, besonders in der Hauptstadt Wellington, geführt hat. Dort sind die Hauspreise im vergangenen Jahr um 6,8% gefallen. Ironischerweise wurde Premierminister Christopher Luxon bei seinem Wahlkampf für fiskalische Disziplin von ähnlichen Bestrebungen Trumps und des Tech-Milliardärs Elon Musk inspiriert, Washington effizienter zu gestalten – was in den USA jedoch ebenfalls zu Jobverlusten im öffentlichen Sektor führte.
Globale Inflationssorgen und geldpolitische Fallstricke
Die wirtschaftliche Lage bleibt auch in anderen Teilen der Welt angespannt. Im Vereinigten Königreich verharrten die Lohnabschlüsse in den drei Monaten bis April zwar bei 3%, wie Daten der Firma Brightmine am Mittwoch zeigten. Dies war jedoch der fünfte rollierende Quartalswert auf diesem Niveau und markiert das schwächste Lohnwachstum seit Dezember 2021. Sheila Attwood von Brightmine warnte: "Obwohl die Lohnabschlüsse stabil sind, entscheiden sich viele Unternehmen für niedrigere Erhöhungen, und unser Medianwert könnte daher in den kommenden Monaten sinken." Die Bank of England beobachtet diese Entwicklung genau, zumal ihr Chefökonom Huw Pill unlängst anmerkte, das Tempo der Zinssenkungen sei möglicherweise zu schnell gewesen.
Auch in den USA wachsen die Inflationssorgen. Raphael Bostic, Präsident der Federal Reserve Bank von Atlanta, äußerte am Dienstag die Befürchtung, dass die US-Wirtschaft am Rande einer Welle von Preiserhöhungen stehen könnte. Viele Unternehmen hätten die Auswirkungen höherer Importzölle bisher durch Strategien wie den Aufbau von Lagerbeständen abfedern können. "Wir hören von einer zunehmenden Anzahl von Unternehmen, dass diese Strategien … sich dem Ende zuneigen", so Bostic. Sollte dies zutreffen, stünden Preisänderungen unmittelbar bevor. Diese Einschätzung unterstreicht die Komplexität der Lage für die US-Notenbank Federal Reserve (Fed).
Alberto Musalem, Präsident der St. Louis Fed, wies ebenfalls auf einen sich abschwächenden Arbeitsmarkt und potenziell steigende Preise hin, trotz einer jüngsten Entspannung im Handelsstreit zwischen den USA und China. Die Nervosität an den Märkten zeigt sich auch in anderen Regionen: So schnellten die Renditen für superlanglaufende japanische Staatsanleihen am Dienstag auf Allzeithochs, ausgelöst durch eine schwache Auktion 20-jähriger Wertpapiere.
Ausblick: Zinsfantasien und Währungsturbulenzen
Trotz der Inflationsrisiken und der fiskalischen Unsicherheiten preisen Marktteilnehmer weiterhin mindestens zwei Zinssenkungen der Fed um jeweils 25 Basispunkte bis Ende 2025 ein, wobei der erste Schritt bereits für September erwartet wird. Diese Erwartungshaltung übt Druck auf den US-Dollar aus, der gegenüber dem japanischen Yen auf ein Zweiwochentief fiel und zuletzt bei 144,495 Yen notierte. Auch Gold profitierte von der Dollarschwäche und der allgemeinen Unsicherheit; der Goldpreis stieg um über 1% auf 3.288,96 US-Dollar pro Unze.
Die kommenden Wochen dürften von der weiteren Debatte um die US-Fiskalpolitik und deren potenziellen Auswirkungen auf die Inflation und die Zinsentwicklung geprägt sein. Die Entscheidung über Trumps Steuerpaket wird nicht nur für die US-Wirtschaft, sondern für die globalen Finanzmärkte richtungsweisend sein. Die Frage bleibt, ob es gelingt, die fiskalische Expansion zu steuern, ohne eine nachhaltige Schuldenkrise oder eine unkontrollierbare Inflation auszulösen. Für Anleger bedeutet dies weiterhin eine Phase erhöhter Wachsamkeit und potenzieller Volatilität. Die Augen der Welt bleiben gespannt auf Washington gerichtet.