Auf den ersten Blick wirken die heute vorgelegten Zahlen wie ein Warnschuss: Ein Millionenverlust steht in den Büchern, wo im Vorjahr noch schwarze Zahlen leuchteten. Doch Anleger sollten sich von diesem optischen Schock nicht täuschen lassen. Der tiefere Blick in die Bilanz offenbart eine drastische Verbesserung der operativen Gesundheit, die den Impfstoffhersteller in einem völlig neuen Licht erscheinen lässt. Ist die aktuelle Bewertung angesichts dieser Entwicklung gerechtfertigt oder übersehen die Märkte das Wesentliche?
Cash-Burn: Die eigentliche Sensation
Während die Schlagzeilen vom Nettoverlust dominiert werden könnten, liegt die wahre Überraschung in der Kasse des Unternehmens. Valneva ist eine massive Eindämmung des Kapitalverbrauchs gelungen. In den ersten neun Monaten verbrannte das Unternehmen operativ lediglich 28,4 Millionen Euro.
Zum Vergleich: Im Vorjahreszeitraum flossen noch alarmierende 76,7 Millionen Euro ab. Diese Reduktion um fast zwei Drittel ist der Beweis für eine greifende Kostendisziplin und steigende Einnahmen aus dem laufenden Geschäft. Mit liquiden Mitteln von 143,5 Millionen Euro zum Stichtag Ende September und einer erfolgreichen Umschuldung ist die finanzielle Landebahn deutlich länger geworden. Die Gefahr kurzfristiger Liquiditätsengpässe scheint damit vom Tisch.
Der trügerische Gewinnvergleich
Warum also der ausgewiesene Nettoverlust von 65,2 Millionen Euro? Hier spielt ein massiver Basiseffekt dem Unternehmen einen Streich. Der Gewinn des Vorjahres (24,7 Millionen Euro) basierte fast ausschließlich auf dem einmaligen Verkauf eines Priority Review Vouchers (PRV), der über 90 Millionen Euro in die Kassen spülte.
Klammert man diesen Sondereffekt aus, zeigt sich das wahre Bild: Die operative Verlustsituation hat sich im laufenden Jahr faktisch verbessert. Das Kerngeschäft wächst. Der Umsatz kletterte um 8,9 % auf 127,0 Millionen Euro, getrieben durch robuste Verkäufe des Reiseimpfstoffs IXIARO® und den Anlauf des neuen Chikungunya-Vakzins IXCHIQ®. Auch die Bruttomarge bei den Produktverkäufen sprang deutlich von 48,6 % auf 57,2 % – ein klares Indiz für effizientere Produktionsprozesse.
Borreliose-Impfstoff: Das Ass im Ärmel
Abseits der reinen Finanzmathematik bleibt die Fantasie der Anleger an einem Projekt hängen: VLA15. Die gemeinsam mit dem Pharma-Riesen Pfizer durchgeführte Phase-3-Studie „VALOR“ gegen Lyme-Borreliose verläuft nach Plan.
Sollten Anleger sofort verkaufen? Oder lohnt sich doch der Einstieg bei Valneva?
Dies ist der potenzielle „Gamechanger“ für die Aktie. Da es weltweit keinen zugelassenen Borreliose-Impfstoff für Menschen gibt, würde eine erfolgreiche Zulassung Valneva in eine neue Liga katapultieren. Analysten sehen hier das mit Abstand größte Wertpotenzial. Solange hier keine Störfeuer gemeldet werden, bleibt die langfristige Story intakt.
Die wichtigsten Fakten im Überblick:
* Kapitalverbrauch: Drastisch gesenkt auf 28,4 Mio. € (Vorjahr: 76,7 Mio. €).
* Umsatztreiber: IXIARO® (+12,5 %) und verbesserte Margen.
* Ausblick: Jahresprognose für 2025 bestätigt (155–170 Mio. € Produktumsatz).
* Joker: Phase-3-Daten zu VLA15 werden für das erste Halbjahr 2026 erwartet.
Charttechnik: Extrem überverkauft?
Trotz der fundamentalen Fortschritte zeigt sich die Aktie zuletzt stark unter Druck. Aktuell notiert das Papier bei 3,89 €, was einem Abstand von über 24 % zum 52-Wochen-Hoch entspricht. Besonders auffällig ist jedoch ein technischer Indikator: Der RSI (Relative Strength Index) liegt bei extrem tiefen 18,9. Werte unter 30 gelten klassisch als überverkauft – ein Zustand, der oft einer Gegenbewegung vorausgeht.
Obwohl der Kurs kurzfristig kämpft, hält die Aktie noch immer einen komfortablen Vorsprung von über 13 % zum langfristigen 200-Tage-Durchschnitt (3,44 €). Die Bestätigung der Jahresziele könnte nun genau der Stabilisator sein, den der Markt benötigt, um diese technische Übertreibung nach unten zu korrigieren.
Fazit
Valneva vollzieht derzeit den schwierigen Spagat vom forschungslastigen Biotech-Titel zum kommerziellen Impfstoffspezialisten. Der Nettoverlust ist ein Relikt des Vorjahresvergleichs, während die Cash-Situation und die Margen eine Sprache der Gesundung sprechen. Mit der Borreliose-Fantasie im Hintergrund und einer extrem überverkauften charttechnischen Lage könnte die aktuelle Skepsis des Marktes überzogen sein. Die entscheidende Frage für die nächsten Monate lautet nun: Kann das Management diese Disziplin bis zu den VLA15-Daten im Jahr 2026 durchhalten?
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