Der österreichische Stahlriese Voestalpine schafft es, mitten in der europäischen Industriekrise einen bemerkenswerten Spagat: Während die Automobilindustrie einbricht und die Konkurrenz ächzt, verbessert der Konzern seine Ertragskraft und erreicht die niedrigste Verschuldung seit fast zwei Jahrzehnten. Das Geheimnis? Eine konsequente Diversifikation fernab vom schwächelnden Automarkt – und ein eiserner Sparkurs. Doch kann das Unternehmen diesen Kurs auch im zweiten Halbjahr halten?
Die Zahlen für das erste Halbjahr 2025/26 überraschen positiv. Trotz eines Umsatzrückgangs um fünf Prozent auf 7,6 Milliarden Euro konnte Voestalpine alle wichtigen Ertragskennzahlen steigern. Das EBIT kletterte um zwei Prozent auf 345 Millionen Euro, der Gewinn vor Steuern sogar um zwölf Prozent auf 278 Millionen Euro.
Die wichtigsten Kennzahlen im Überblick:
- EBITDA: 722 Millionen Euro (leichter Anstieg)
- Gewinn nach Steuern: 199 Millionen Euro (+8,6%)
- Freier Cashflow: 296 Millionen Euro (stark)
- Nettofinanzverschuldung: 1,5 Milliarden Euro (niedrigster Stand seit 2006/07)
Cashflow-Maschine auf Hochtouren
Besonders beeindruckend entwickelte sich die Kassenposition: Der operative Cashflow verdoppelte sich nahezu auf 783 Millionen Euro. Diese Liquiditätsstärke verschafft dem Konzern entscheidende Spielräume für das milliardenschwere Transformationsprogramm „greentec steel“. Gleichzeitig drückte Voestalpine die Verschuldung auf das niedrigste Niveau seit fast 19 Jahren – und das trotz laufender Großinvestitionen in die CO2-arme Stahlproduktion.
Die Bilanzstärke kommt nicht von ungefähr: Erfolgreiche Working-Capital-Projekte und ein konsequenter Personalabbau (minus 4,1 Prozent auf 49.600 Mitarbeiter) zeigen Wirkung. Das Unternehmen spart sich fit für die Zukunft.
Zwei-Klassen-Gesellschaft: Bahntechnik boomt, Automotive bricht ein
Während Voestalpine insgesamt solide dasteht, offenbart ein Blick in die Divisionen eine dramatische Spreizung. Der Geschäftsbereich Railway Systems verzeichnet starke globale Nachfrage, die Luftfahrt setzt ihren Aufwärtstrend fort. Auch das Geschäft mit Lagerlösungen läuft exzellent.
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Ganz anders die Situation bei Automotive Components: Hier schlägt die Krise der europäischen – insbesondere deutschen – Automobilproduktion voll durch. Die Sparte kämpft mit massiven Absatzproblemen. Hinzu kommen schwere Belastungen bei Voestalpine Tubulars durch US-Zölle und niedrige Ölpreise. Die Folge: Der Konzern prüft bis Jahresende Kapazitätsanpassungen am österreichischen Standort Kindberg.
Restrukturierung ohne Wenn und Aber
CEO Herbert Eibensteiner macht keinen Hehl daraus, dass weitere Einschnitte kommen werden. Da eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage nicht erwartet wird, setzt Voestalpine die Restrukturierung konsequent fort. Betroffen sind unter anderem deutsche Automotive Components-Standorte und die High Performance Metals Division.
Gleichzeitig investiert der Konzern in die Zukunft: Im September starteten die Bauarbeiten für „Hy4Smelt“, Österreichs größtes Klimaschutz-Forschungsprojekt am Standort Linz. Das Projekt ist ein Kernbestandteil der Transformation zu CO2-armer Stahlproduktion.
Prognose steht – trotz aller Unwägbarkeiten
Für das Gesamtjahr 2025/26 hält Voestalpine an der Prognose eines EBITDA zwischen 1,40 und 1,55 Milliarden Euro fest. Diese Bandbreite berücksichtigt bereits die bekannten US-Zollbelastungen. Die globale Diversifikation und die robuste Bilanz verleihen dem Ausblick Glaubwürdigkeit.
Die Aktie notiert aktuell bei 34,40 Euro und markiert damit ein neues 52-Wochen-Hoch. Seit Jahresbeginn steht ein Plus von beachtlichen 89 Prozent zu Buche. Die jüngsten Zahlen dürften diese Aufwärtsdynamik stützen – zumindest solange der Konzern seine profitable Gratwanderung zwischen Sparzwang und Zukunftsinvestitionen meistert.
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