Volkswagen Aktie: Doppelter Umbau

Volkswagen beendet die Fahrzeugfertigung in Dresden und eröffnet die eigene Batteriezellfabrik in Salzgitter. Gleichzeitig begrüßt der Konzern eine flexiblere EU-Regulierung für Verbrennungsmotoren.

Kurz zusammengefasst:
  • Letzter ID.3 GTX rollt in Dresden vom Band
  • Erste eigene Batteriezellfabrik in Salzgitter startet
  • EU lockert geplantes Verbrenner-Verbot ab 2035
  • Aktie notiert nahe dem 52-Wochen-Hoch

Volkswagen vollzieht einen seltenen Spagat: In Dresden endet die Fahrzeugproduktion, in Salzgitter startet die erste eigene Batteriezellfabrik. Gleichzeitig signalisiert Brüssel Bewegung beim Verbrenner-Verbot. Wie ordnet sich diese Mischung aus Strukturabbau, Zukunftsinvestition und regulatorischer Entlastung für den Konzern ein?

Ende der Produktion in Dresden

In der Gläsernen Manufaktur in Dresden ist eine Ära abgeschlossen. Am Dienstag rollte dort nach 24 Jahren der letzte Volkswagen vom Band – ein roter ID.3 GTX, signiert von den Beschäftigten. Es ist die erste vollständige Einstellung der Fahrzeugproduktion an einem deutschen VW-Werk in der Unternehmensgeschichte.

Der Schritt ist vor allem eine Frage der Wirtschaftlichkeit. Das Werk kam zuletzt auf rund 6.000 Fahrzeuge pro Jahr – weit entfernt von den über 500.000 Einheiten im Stammwerk Wolfsburg. Markenchef Thomas Schäfer sprach von einer „nicht leichten, aber wirtschaftlich notwendigen“ Entscheidung.

  • Letztes Fahrzeug: ID.3 GTX aus Dresden
  • Produktionsvolumen Dresden: ca. 6.000 Autos pro Jahr
  • Produktionsvolumen Wolfsburg: über 500.000 Autos pro Jahr
  • Betroffene Beschäftigte in Dresden: rund 230 Mitarbeiter

Für die Belegschaft wurden Abfindungen, Vorruhestandsmodelle und Versetzungen an andere Standorte vereinbart. Die bis 2030 zugesagte Beschäftigungssicherung, die betriebsbedingte Kündigungen ausschließt, bleibt bestehen und bildet den Rahmen für die aktuelle Restrukturierung.

Dresden wird Technologiezentrum

Gleichzeitig bekommt der Standort Dresden eine neue Rolle. Gemeinsam mit dem Freistaat Sachsen und der TU Dresden will Volkswagen die Gläserne Manufaktur zu einem Innovationscampus umbauen. Im Fokus stehen künftig drei Schlüsseltechnologien:

  • Künstliche Intelligenz
  • Robotik
  • Chipdesign

Damit verlagert der Konzern den Schwerpunkt von der Fertigung zur Entwicklung. Der Standort soll so stärker zur technologischen Basis der künftigen Modellgenerationen beitragen, statt selbst Fahrzeuge zu produzieren.

Batteriezellfabrik Salzgitter startet

Für ein Gegengewicht zum Produktionsende in Dresden sorgt ein klar positives Signal: Heute nimmt Volkswagen in Salzgitter seine erste eigene Batteriezellfabrik in Betrieb. Die Anlage ist Teil des bis 2030 laufenden Investitionsprogramms über 160 Milliarden Euro, das CEO Oliver Blume Anfang Dezember bestätigt hatte.

Die neue Fabrik ist strategisch zentral. Volkswagen holt damit einen wesentlichen Teil der Wertschöpfung der Elektromobilität ins eigene Haus und nach Europa. Ziel ist, die Abhängigkeit von asiatischen Zellherstellern zu reduzieren und sich besser gegen Lieferkettenrisiken und handelspolitische Spannungen zu wappnen.

Besonders die Kombination aus geopolitischen Konflikten und US-Zöllen auf europäische Autos erhöht den Druck, kritische Komponenten wie Batterien innerhalb Europas zu sichern. Salzgitter soll hier eine Kernrolle im konzernweiten Zellverbund spielen; die vollständige Inbetriebnahme ist für März 2026 geplant.

Sollten Anleger sofort verkaufen? Oder lohnt sich doch der Einstieg bei Volkswagen?

EU-Verbrennerkurs bringt Flexibilität

Parallel dazu kommt Bewegung von regulatorischer Seite. Volkswagen hat am 16. Dezember positiv auf den Vorschlag der EU-Kommission reagiert, das faktische Verbot von Neuwagen mit Verbrennungsmotor ab 2035 aufzuweichen. Der Konzern spricht von einem „pragmatischen und marktgerechten“ Ansatz, wenn Verbrenner bei gleichzeitiger Emissionskompensation zugelassen bleiben.

Für die Modellpolitik bedeutet das mehr Spielraum. Volkswagen kann seine Elektrooffensive fortsetzen, muss sich aber weniger strikt auf einen reinen E-Kurs ab 2035 festlegen. Der Konzern gewinnt Zeit für technologische Übergangslösungen wie synthetische Kraftstoffe oder hybride Konzepte, ohne seine Investitionen in Batterien und E-Plattformen in Frage zu stellen.

Kursentwicklung: Nähe zum Jahreshoch

An der Börse spiegelt sich der Strategiemix aus Kostendisziplin und Zukunftsinvestitionen in einem eher ruhigen, aber konstruktiven Bild wider. Heute liegt die Vorzugsaktie bei 107,25 Euro, ein kleines Plus von 0,28 Prozent gegenüber dem Vortag (106,75 Euro). Auf Sicht von 30 Tagen ergibt sich ein Anstieg von gut 12 Prozent, seit Jahresbeginn liegt das Plus bei knapp 23 Prozent.

Damit bewegt sich der Kurs nur rund 2,5 Prozent unter dem 52‑Wochen-Hoch von 109,95 Euro. Gleichzeitig notiert die Aktie deutlich über den gleitenden Durchschnitten: Der Abstand zum 50‑Tage-Durchschnitt von 97,54 Euro liegt bei knapp 10 Prozent, zum 200‑Tage-Durchschnitt von 95,55 Euro bei gut 12 Prozent. Technisch betrachtet signalisiert das einen etablierten Aufwärtstrend.

Auffällig ist jedoch der Relative-Stärke-Index (RSI) von 27,8 Punkten auf 14‑Tage-Sicht. Ein derart niedriger Wert deutet üblicherweise auf eine überverkaufte Marktsituation hin – ein Kontrast zur Nähe zum Jahreshoch, der auf kurzfristige Schwankungen und eine erhöhte Sensibilität der Anleger gegenüber neuen Nachrichten hinweist.

Tariffragen und nächste Meilensteine

Neben der industriellen Neuaufstellung laufen im Konzern tiefgreifende Veränderungen bei den Personalkosten. Volkswagen verhandelt seit November 2025 über ein neues Entgeltsystem, das bis Mitte 2026 stehen soll und ab Januar 2027 gilt. Geplant ist eine Absenkung des Entgeltvolumens um 6 Prozent. Parallel dazu werden ab Januar 2026 die sächsischen Standorte Chemnitz, Dresden und Zwickau in den VW-Haustarif integriert.

Die nächsten wichtigen Termine im Überblick:

  • Januar 2026: Integration der sächsischen Standorte in den Haustarif
  • März 2026: Vollständige Inbetriebnahme der Batteriefabrik Salzgitter
  • Q1 2026: Veröffentlichung der Jahreszahlen 2025

Finanziell gilt die Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 4 weiterhin als günstig bewertet. Entscheidend wird sein, wie konsequent Volkswagen den doppelten Kurs – Kapazitätsanpassungen auf der einen, hohe Zukunftsinvestitionen auf der anderen Seite – im Jahr 2026 umsetzt und damit die aktuelle Bewertung untermauert.

Volkswagen-Aktie: Kaufen oder verkaufen?! Neue Volkswagen-Analyse vom 17. Dezember liefert die Antwort:

Die neusten Volkswagen-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für Volkswagen-Aktionäre. Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen? In der aktuellen Gratis-Analyse vom 17. Dezember erfahren Sie was jetzt zu tun ist.

Volkswagen: Kaufen oder verkaufen? Hier weiterlesen...

Weitere Artikel zu Volkswagen

Neueste News

Alle News

Volkswagen Jahresrendite

Rechtliche Hinweise zu den Hebelprodukten