Volkswagen steht vor einer ungewöhnlichen Machtverschiebung. Während in Wolfsburg autonome Fahrzeuge ohne Lenkrad durch die Innenstadt rollen, plant der Freistaat Sachsen einen politisch motivierten Einstieg als Großaktionär. Ziel: Ein Sitz im Aufsichtsrat und direkter Einfluss auf Standortentscheidungen. Für Anleger verschärft sich damit eine ohnehin komplexe Governance-Struktur.
Die wichtigsten Fakten:
- Sachsen prüft Investition von 500 Millionen Euro für rund 1% der Stammaktien
- Ziel ist ein Aufsichtsratssitz zur Absicherung sächsischer Werke
- Autonomes Testfahrzeug „Gen.Urban“ startet Erprobung im Stadtverkehr Wolfsburg
- Werk Zwickau produziert weiter Cupra Born und ID.3
- Investitionsbudget 2025-2029 auf 160 Milliarden Euro reduziert
Politisches Kalkül im Norden und Osten
Der Freistaat Sachsen orientiert sich am niedersächsischen Vorbild. Mit einem Investment von etwa 500 Millionen Euro will Dresden sich einen Aufsichtsratssitz sichern – und damit direkten Zugriff auf strategische Weichenstellungen. Im Fokus steht das Elektroautowerk in Zwickau, dessen langfristige Auslastung politisch abgesichert werden soll.
Die Konsequenz für die Aktionärsstruktur liegt auf der Hand: Neben dem Land Niedersachsen mit seiner Sperrminorität würde ein weiterer staatlicher Akteur am Tisch sitzen. Entscheidungen über Standortschließungen, Produktverlagerungen oder Kapazitätsanpassungen dürften damit noch stärker unter dem Vorbehalt politischer Rücksichtnahme stehen. Effizienzlogik und Arbeitsplatzsicherung könnten häufiger kollidieren.
Autonomes Fahren ohne Kompromisse
Operativ setzt Volkswagen ein deutliches Signal. Das Forschungsfahrzeug „Gen.Urban“ verzichtet vollständig auf Lenkrad und Pedale – und testet dennoch im realen Stadtverkehr von Wolfsburg. Die Erprobung zielt darauf ab, das Zusammenspiel zwischen vollautonomen Systemen und Passagieren unter Alltagsbedingungen zu analysieren.
Dieser Schritt zeigt, dass der Konzern trotz verschärfter Sparvorgaben an zukunftsrelevanten Technologien festhält. Angesichts der Fortschritte chinesischer Hersteller und US-Konkurrenten wie Waymo ist dies auch notwendig. Die Frage bleibt, ob die reduzierten Budgets ausreichen, um technologisch Schritt zu halten.
Zwickau vorerst gesichert
Positive Nachrichten gibt es für das Werk Zwickau. Entgegen früherer Überlegungen bleibt die Produktion des Cupra Born am Standort, auch der ID.3 wird länger als ursprünglich geplant dort gefertigt. Diese Zusage stabilisiert die Auslastung und dämpft Sorgen vor einem weiteren Abbau.
Gleichzeitig hat der Aufsichtsrat den Investitionsrahmen für die Planungsrunde 73 auf 160 Milliarden Euro festgelegt – 20 Milliarden weniger als zuvor. Der Konzern konzentriert sich auf Elektrifizierung und Digitalisierung, während andere Bereiche zurückstehen müssen.
Staatlicher Ballast trifft technologischen Ehrgeiz
Der mögliche Einstieg Sachsens verschärft ein strukturelles Dilemma: Volkswagen muss sich technologisch radikal transformieren, bleibt aber politisch stark eingebunden. Die Stammaktie notiert aktuell bei 107,95 Euro und liegt damit knapp unter ihrem 52-Wochen-Hoch. Der Abstand zum langfristigen Durchschnitt zeigt eine deutliche Erholung, doch die Frage nach der strategischen Flexibilität des Konzerns bleibt unbeantwortet. Ein weiterer staatlicher Aktionär im Aufsichtsrat dürfte diese Flexibilität nicht erhöhen.
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