Weltmärkte: Eskalation droht!

Geopolitische Spannungen, schwache US-Konjunkturdaten und Zinsunsicherheit belasten die Weltmärkte. Die Fed-Entscheidung wird mit Spannung erwartet.

Kurz zusammengefasst:
  • Ölpreise steigen durch Nahost-Konflikt
  • US-Einzelhandelsumsätze brechen ein
  • Fed-Zinsentscheidung steht bevor
  • Globale Wachstumsprognosen werden gesenkt

Die globalen Finanzmärkte befinden sich am 18. Juni 2025 in heller Aufregung. Eine gefährliche Gemengelage aus eskalierenden geopolitischen Konflikten, allen voran die anhaltenden Auseinandersetzungen zwischen Israel und Iran, schwächer werdenden Konjunkturdaten aus den USA und die Unsicherheit über die zukünftige US-Handelspolitik drücken massiv auf die Stimmung der Anleger. Die Marktunsicherheit ist greifbar, während alle Augen auf die am morgigen Mittwoch erwartete Zinsentscheidung der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) gerichtet sind.

Geopolitische Brandherde und Ölpreisschock

Der nunmehr fünfte Tag des militärischen Konflikts zwischen Israel und Iran schickte Schockwellen durch die Märkte. Berichte über die Verlegung weiterer US-Kampfflugzeuge in die Region und scharfe Töne aus Washington, wo Präsident Donald Trump den Iran zur "bedingungslosen Kapitulation" aufforderte, heizten die Nervosität zusätzlich an. Die unmittelbare Folge war ein deutlicher Anstieg der Ölpreise, da Befürchtungen über Lieferengpässe aus der ölreichen Nahostregion zunahmen. Brent-Rohöl notierte deutlich über 76 US-Dollar pro Barrel, WTI über 75 US-Dollar. Während die breiten Aktienindizes in den USA und Europa zwischen 0,7 % und 1,1 % nachgaben, profitierten Rüstungsaktien wie Lockheed Martin mit einem Plus von 2,6 %. Der Cboe Volatilitätsindex (VIX), ein wichtiger Gradmesser für die Angst an den Märkten, erreichte den höchsten Stand seit Ende Mai. "Wir befinden uns in einer Phase, in der die Sicht schlecht und die Unsicherheit hoch ist", kommentierte ein Aktienstratege die Lage.

US-Wirtschaft sendet Warnsignale – Zölle belasten

Zur geopolitischen Verunsicherung gesellten sich enttäuschende Konjunkturdaten aus den Vereinigten Staaten, die auf eine Abkühlung der weltgrößten Volkswirtschaft hindeuten. Die US-Einzelhandelsumsätze fielen im Mai überraschend stark um 0,9 %, der größte Rückgang seit vier Monaten. Vor allem die Autoverkäufe brachen um 3,5 % ein, was zum Teil auf das Auslaufen vorgezogener Käufe im Vorfeld befürchteter Preissteigerungen durch die seit April geltenden Importzölle auf Fahrzeuge zurückgeführt wird. Auch die Industrieproduktion stieg im Mai nur um magere 0,1 %, wobei die Fertigung ohne den Automobilsektor sogar um 0,3 % schrumpfte. "Der widerstandsfähige Konsument wird flatterhaft", kommentierte ein Ökonom. Diese Daten, zusammen mit einem nur moderaten Beschäftigungsaufbau im Vormonat, nähren die Sorge, dass Trumps aggressive und oft unberechenbare Zollpolitik sowie steigende Lebenshaltungskosten die Binnennachfrage dämpfen. Ökonomen erwarten, dass Zölle die real verfügbaren Einkommen in der zweiten Jahreshälfte belasten werden. Die schwächeren Daten dürften die Beratungen der Fed, die am Mittwoch ihre Zinsentscheidung bekannt gibt, zusätzlich erschweren. Es wird allgemein erwartet, dass die Leitzinsen unverändert bleiben.

Internationale Schatten – Von London bis Tokio

Die Turbulenzen in den USA und die globale Unsicherheit werfen lange Schatten auf andere große Volkswirtschaften. In Großbritannien musste die Confederation of British Industry (CBI) ihre Wachstumsprognosen für 2025 (1,2 % statt 1,6 %) und 2026 (1,0 % statt 1,5 %) deutlich senken. Als Gründe nannte der Wirtschaftsverband neben hausgemachten Problemen wie gestiegenen Lohnkosten explizit die negativen Auswirkungen der US-Zölle. Obwohl direkte Exporte in die USA nur rund 7 % der gesamten britischen Ausfuhren ausmachen, wird ein dämpfender Effekt auf die Geschäftsaktivitäten erwartet. Auch die Bank of England schätzt, dass Trumps Zölle das jährliche BIP-Wachstum über drei Jahre um 0,3 % schmälern könnten.
In Japan zeigte sich die Stimmung der Industrieunternehmen im Juni ebenfalls eingetrübt. Der entsprechende Index der Reuters Tankan Umfrage fiel von plus 8 auf plus 6 Punkte, und für die kommenden drei Monate wird ein weiterer Rückgang auf plus 2 erwartet. Als Hauptgründe wurden die Unsicherheiten durch die US-Zollpolitik und die schwache Nachfrage aus China genannt. Besonders die Automobilindustrie, Japans Schlüsselbranche, leidet unter den Produktionskürzungen infolge der US-Zölle. Einige Hersteller verlagern bereits Produktion in die USA, um Zollkosten zu umgehen, was wiederum japanische Zulieferer trifft. Sorgen bereiten auch Chinas Exportbeschränkungen für Seltene Erden.
Parallel dazu deuten Daten der New Yorker Fed auf eine bemerkenswerte Entwicklung hin: Die von ausländischen Zentralbanken bei der NY Fed gehaltenen US-Staatsanleihen und anderen US-Wertpapiere sind auf den niedrigsten Stand seit 2017 gefallen. Allein seit März, kurz vor Trumps "Liberation Day"-Zolldebakel, sanken diese Bestände um rund 90 Milliarden US-Dollar. Dies könnte ein Hinweis auf eine zunehmende "De-Dollarisierung" und Diversifizierung weg von US-Anlagen durch institutionelle Akteure sein, auch wenn andere Daten wie die breiter gefassten TIC-Daten (Treasury International Capital) mit Verzögerung noch steigende Gesamtbestände ausländischer Akteure in US-Treasuries zeigen. Strategen warnen, dass dies ein Warnsignal sei, insbesondere da es von einem Rückgang der Nutzung der Reverse-Repo-Fazilität der Fed durch Ausländer begleitet werde, was darauf hindeutet, dass sie fällig werdende Treasuries nicht einfach in Bargeld bei der Fed umschichten.

Auf Messers Schneide – Märkte warten auf Fed-Impulse

Die globalen Finanzmärkte navigieren derzeit durch ein extrem unsicheres Fahrwasser. Die Eskalationsgefahr im Nahen Osten, gepaart mit den protektionistischen Tendenzen der US-Handelspolitik und einer sich abkühlenden amerikanischen Konjunktur, bildet einen gefährlichen Cocktail für die Weltwirtschaft. Anleger zeigen sich entsprechend nervös, was sich in fallenden Aktienkursen, steigenden Ölpreisen und einer Flucht in als sicher empfundene Anlagen wie den US-Dollar – trotz der beobachteten De-Dollarisierungstendenzen bei Zentralbanken – widerspiegelt. Die am Mittwoch anstehende Zinsentscheidung und die begleitenden Kommentare der US-Notenbank Federal Reserve werden mit größter Spannung erwartet. Die Fed steht vor der schwierigen Aufgabe, die richtige Balance zwischen Inflationsbekämpfung und der Stützung einer möglicherweise ins Stocken geratenden Konjunktur zu finden, während geopolitische und handelspolitische Unwägbarkeiten die Prognosen erschweren. Für Anleger bedeutet dies vorerst weiterhin eine Zeit erhöhter Volatilität und die Notwendigkeit, Risiken sorgfältig abzuwägen. Die kommenden Handelstage dürften somit von hoher Nervosität geprägt bleiben.

Neueste News

Alle News