Zukunft im Bau: KI, Energie und unser neuer Kompass

Künstliche Intelligenz und Energiebedarf prägen die Märkte der Zukunft. Unternehmen wie Tesla, Palo Alto Networks und Ormat Technologies sind Vorreiter dieser Transformation.

Kurz zusammengefasst:
  • KI durchdringt Wirtschaft und Alltag
  • Energiebedarf für KI steigt rasant
  • Traditionelle Rohstoffmärkte bleiben relevant
  • Unternehmen positionieren sich strategisch neu

Liebe Leserinnen und Leser,

ein sonniger Sonntagnachmittag, perfekt für eine Tasse Kaffee und ein paar Gedanken abseits der tagesaktuellen Hektik. Wenn wir über die Märkte sprechen, verlieren wir uns oft im Auf und Ab der Kurse, in Quartalszahlen und Analysten-Ratings. Doch was sind die großen Linien, die tektonischen Verschiebungen, die unsere Wirtschaft und unsere Investments auf Jahre hinaus prägen werden? Zwei solcher gewaltigen Strömungen möchte ich heute mit Ihnen beleuchten: die unaufhaltsame Revolution durch Künstliche Intelligenz und der damit verbundene, sich wandelnde Hunger nach Energie und Rohstoffen. Denn wer die Zukunft gestalten will, muss das Fundament verstehen, auf dem sie gebaut wird.

Die KI-Welle rollt: Wer surft sie, wer droht zu ertrinken?

Es ist keine Übertreibung mehr: Künstliche Intelligenz ist dabei, fast jeden Aspekt unseres Lebens und Wirtschaftens zu durchdringen. Die Vision von humanoiden Robotern, wie sie Tesla mit seinem "Optimus" vorantreibt, der durch das Ansehen von Videos lernt, mag für manche noch nach Science-Fiction klingen. Analysten von Macquarie sehen hier jedoch einen billionenschweren Markt bis 2035 entstehen. Aber KI ist weit mehr als nur menschenähnliche Maschinen. Sie ist das unsichtbare Gehirn hinter immer ausgefeilteren Cybersecurity-Lösungen, wie sie etwa Palo Alto Networks mit seiner Plattformstrategie und Zukäufen im KI-Sicherheitsbereich forciert. Sie ist das Nervensystem moderner Cloud-Infrastrukturen, die von Unternehmen wie Datadog überwacht und optimiert werden – eine Firma, die bereits 8,5% ihrer wiederkehrenden Umsätze mit KI-nativen Kunden macht! Und sie ist der Motor für das "Edge Computing", das Akamai vorantreibt, um Datenverarbeitung näher an den Nutzer zu bringen – eine Schlüsseltechnologie für KI-Anwendungen.

Diese Entwicklung stellt aber auch etablierte Software- und Technologieunternehmen vor massive Herausforderungen und Chancen. Firmen wie EPAM Systems oder NICE Systems, die auf digitale Transformation und KI-gestützte Kundenerlebnisse setzen, müssen permanent innovieren und ihre Geschäftsmodelle anpassen. Dabei ist der Weg nicht immer geradlinig: NICE zum Beispiel spürt eine Verlangsamung im Cloud-Wachstum und längere Implementierungszeiten bei komplexen KI-Projekten. Datadog wiederum investiert massiv in Vertrieb und Entwicklung für seine KI-Observability-Lösungen, was kurzfristig die Margen drücken kann. Ist der Hype also gerechtfertigt? Ich denke, die Frage ist nicht ob, sondern wie schnell und mit welchen Konsequenzen sich KI durchsetzt. Die Fähigkeit, KI nicht nur als Schlagwort zu begreifen, sondern in profitable Produkte und Dienstleistungen zu übersetzen, wird über Gewinner und Verlierer entscheiden. Das dürfte spannend bleiben, nicht wahr?

Das Fundament der digitalen Welt: Der unersättliche Hunger nach Energie und Rohstoffen

So faszinierend die digitale KI-Welt auch ist, sie steht und fällt mit einer sehr analogen Basis: Energie und Rohstoffen. Der Rechenaufwand für KI-Modelle ist immens und treibt den Strombedarf in die Höhe. Hier schließt sich der Kreis zu Unternehmen wie TC Energy. Der nordamerikanische Pipeline-Betreiber, traditionell im Gasgeschäft unterwegs, positioniert sich neu, um mit seinen Infrastrukturen die Energieversorgung für riesige Datenzentren sicherzustellen. Eine clevere Brücke zwischen alter und neuer Energiewelt. Ähnlich spannend ist die Entwicklung bei Ormat Technologies, einem weltweit führenden Geothermie-Produzenten. Geothermie kann grundlastfähigen, sauberen Strom liefern – eine attraktive Option für energieintensive Industrien und eben auch für die Betreiber von KI-Rechenzentren, die nach grünen und stabilen Energiequellen suchen. Ormat plant, seine Kapazitäten in den nächsten Jahren erheblich auszubauen, nicht zuletzt mit Blick auf die steigende Nachfrage aus dem Technologiesektor.

Doch auch die "klassischen" Rohstoffmärkte bleiben entscheidend. Der brasilianische Bergbaugigant Vale beispielsweise kämpft mit volatilen Eisenerzpreisen und einer steigenden Verschuldung, während er versucht, den Spagat zwischen Wertorientierung und Produktionsvolumen zu meistern. Eisenerz ist und bleibt ein Grundpfeiler der globalen Industrie. Gleichzeitig sehen wir bei Raffinerieunternehmen wie HF Sinclair, wie sie sich in einem von Preisschwankungen und Nachfrageschwankungen geprägten Markt behaupten müssen, indem sie auf regionale Stärken und strategische Anpassungen setzen. Die jüngste Energiekrise in Ägypten, das trotz eigener Vorkommen wieder massiv Flüssiggas importieren muss und mit Lieferengpässen kämpft, zeigt uns schmerzhaft, wie fragil globale Energieversorgungsketten sein können und wie schnell Knappheit die Preise treiben kann. Und auch die Forstproduktemärkte, wie am Beispiel von Mercer International deutlich wird, unterliegen eigenen Zyklen und Herausforderungen durch steigende Kosten und Nachfrageschwankungen in Schlüsselmärkten wie China oder Europa.

Diese Entwicklungen werfen wichtige Fragen auf: Wie verändern sich die globalen Rohstoffströme? Welche neuen Abhängigkeiten entstehen durch die Energiewende und den Technologieboom? Und wo liegen die Chancen für umsichtige Investoren, die nicht nur auf den schnellen KI-Zug aufspringen wollen, sondern auch das Fundament im Blick behalten?

Zwischen Code und KiloWatt: Ein Kompass für die Transformation

Liebe Leserinnen und Leser, die Verbindung dieser beiden Megatrends – der KI-Revolution und dem Wandel im Energie- und Rohstoffsektor – wird die Wirtschaft der kommenden Jahrzehnte maßgeblich formen. Es ist ein komplexes Zusammenspiel, bei dem digitale Innovationen einen realen, physischen Ressourcenbedarf erzeugen und gleichzeitig neue Lösungen für dessen nachhaltige Deckung ermöglichen können.

Für uns als Anleger bedeutet das, über den Tellerrand hinauszublicken. Es reicht nicht, nur die glänzenden Oberflächen der Tech-Welt zu betrachten. Wir müssen auch verstehen, welche "Schaufeln und Spitzhacken" – im übertragenen Sinne – für diese Goldgräberstimmung benötigt werden. Welche Unternehmen liefern die kritische Infrastruktur, die Energie, die Materialien? Welche beherrschen die komplexen Lieferketten?

Die kommenden Wochen und Monate werden uns sicherlich weitere Einblicke in diese Transformationsprozesse geben. Bleiben Sie neugierig, bleiben Sie kritisch und vor allem: Bleiben Sie diversifiziert. Denn in einer Welt, die sich so rasant wandelt, ist ein gut ausbalancierter Kompass unerlässlich.

Einen inspirierenden Restsonntag und einen guten Start in die neue Woche wünscht Ihnen

Ihr Eduard Altmann

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